Samstag, 24. Februar 2007
Von Extremistentreffen, dem "Tag der Vaterlandsverteidiger" und russischer Zoologie
Nein, hier soll nicht geredet werden von Bin Laden oder dem Konflikt im Kaukasus. Die Extremisten von denen hier zu erzählen ist, sind die russischen Anhänger der sog. „Extremsportarten“.

Kiting auf der Wolga

Dazu zählen u. a. Snowboarding dem man hier nachgehen kann. Ein Snowboard geeignetes Gelände, Chyprianovka, befindet sich ca. eine halbe Autostunde von Tver entfernt und wer kein Auto hat, der kommt auch mit der Bahn dorthin. Weiterhin gehört zu diesen Sportarten auch Kiting, also Ski- oder Snowboardfahren mittels eines Gleitschirmes, sowie Deltaplaning, also Drachenflug mit Motorkraft oder auch die Nutzung von Gleitfallschirmen mittels Motorkraft. Das sieht dann aus als ob Karlson mal zu Besuch vom Dach gekommen wäre.

Karlson vom Dach landet

Am Wochenende hatten sich die Anhänger dieser Zunft in Konakova, ca. 120 Km nordwestlich von Moskau am Ufer der zugefrorenen Wolga getroffen. Zu den Programmpunkten gehörten u.a. ein Marathonkitingrennen, Konakova - Dubna - Konakova bei dem die Teilnehmer sich auf Skiern oder Snowboards mittels Gleitschirm vom Wind ziehen ließen. Die Distanz mehr als 40 Km. Letztlich kein Wunder daß sich die „Extremisten“ hier trafen, hieß doch ein benachbartes Dorf „Karl Marx“.

Das Dorf "Karl Marx" im Bezirk Tver

Karl Marx war allerdings trotz intensiver Suche unter den Teilnehmern nicht auszumachen.

Außerdem war gestern der „Tag der Roten Armee“ oder „Tag der Sowjetarmee“. Und seit es weder „Rote Armeen“ gibt in Rußland noch „Sowjetstreitkräfte“ zu haben sind, seit dem heißt der Tag „Tag der Vaterlandsverteidiger“ und so konnte ich, obwohl bekennender Kriegsdienstverweigerer, den Tag mitfeiern. Dieser Tag, der immer am 23. Februar begangen wird, ist so etwas wie „Vatertag auf Russisch“. M.a.W. die Frauen verwöhnen die Männer, es gibt kleine Geschenke, kalte Buffets und alles in allem ist es ein - für die Männer - sehr schöner Tag.

Torte mit der Aufschrift "Mit Liebe"

Das Fernsehen überschlägt sich in patriotischen Sendungen, vorzugsweises Thema, „unsere Jungs“ und die Armee, wer hätte es gedacht. Auch der Präsident hielt eine Lobrede auf die bewaffneten Kräfte im Rahmen einer offiziellen Feierstunde die dann in eine Fernsehshow überging.
Den „Vaterlandsverteidigungstag“ nutzten einige kreative russische Fernfahrer auf ihre Art indem sie auf der Trasse Moskau - Chabarovsk um kurzerhand ein nicht genehmigtes Lkw-Rennen organisierten und durchführten. Daher war die Trasse für einige Stunden blockierten. Man stelle sich das mal auf der Autobahn Berlin - Hannover vor. Aber die Russen neigen eben schon ab und zu mal zu „Extremsport“. Die Polizei störte bald die Veranstaltung und löste sie einfach auf. Jetzt ist allerdings schon klar daß es ein offizielles Brummi-Rennen auf der besagten Trasse geben wird, am 8. März, dem Frauentag. Ob das Rennen zu Ehren der russischen Frauen ausgetragen werden wird, ist noch unklar. Klar ist nur, daß das Rennen im Bezirk Irkutsk stattfinden wird.

Die Männer sollten sich in der Zwischenzeit nicht allzu sehr ausruhen. Am 8. März kommt der „Internationale Frauentag“, der wohl nur noch in der ehemaligen Sowjetunion gefeiert wird und weil die ja bekanntlich in zahlreiche eigenständige Staaten zerfallen ist, darf man das Attribut „International“ wohl weiterhin zu Recht benutzen.

Und das sei noch als Abschluß erwähnt. Alle reden in der westlichen Politik vom „Russischen Bären“ wenn über Rußland geredet wird. Und in früheren Zeiten konnte man die Bewohner westlicher Staaten auch gut mit diesem „Russischen Bären“ das Fürchten lehren. Aus eigener gestriger Erfahrung kann ich allerdings sagen, schlimmer als der russische Bär ist der russische Kater. Dann bis zum nächsten Wochenende wenn wir uns der Frage zuwenden, was gibt es im russischen Supermarkt und was kostet der Spaß?

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