Mittwoch, 14. März 2007
Überholen ohne Einzuholen, alles hat seinen Preis und ... die zwei Probleme Rußlands
fromrussia, 00:28h
Man kann vieles in Rußland kritisieren ... wenn man denn will. Aber an manchen Stellen finde ich die Russen erheblich einfallsreicher als die Deutschen. Wenn ich nach Deutschland komme und meine Mobilfunkkarte aufladen will, dann muß ich mir eine Karte kaufen, eine Nummer freirubbeln und eine Telefonnummer wählen. Dann kommt eine „freundliche Roboterstimme“ die mich durch ein ewig langes, und zugleich nervtötendes Prozedere führt. Nachdem ich dann einige Minuten meines Lebens geopfert habe um die „gute Nachricht“ zu hören und endlich erkenne daß und was ich bisher verpaßt habe, also nach dieser Zeit, bekomme ich endlich die wirklich gute Nachricht. „Wir werden Ihrem Konto ... Euro gutschreiben.“ Nein, nicht daß ich nun endlich soundsoviel Euro auf meinem Telefonkonto habe, nein, „wir werden ... gutschreiben.“ Also etwas was in der Zukunft liegt.
In Rußland habe ich es einfacher. Mehr und mehr finde ich automatisierte Einzahlterminals vor. Ich wähle meinen entsprechenden Telefonnetzanbieter, gebe meine Telefonnummer ein, stecke einen Geldschein in den Zahlschlitz und ... das Geld wird schnell auf meinem Konto gebucht, und das war es. Ich erspare mir den ganzen Werbetalk, der mich Zeit ... und vor allem Nerven kostet. Rußland ... Du hast es besser, jedenfalls was das Bezahlen des Mobilfunk angeht.
Am Sonntag waren Wahlen zum Parlament des Tverer Oblast, eine von 14 Wahlen zu den Regionalparlamenten. Schon vor Wochen hatte der Wahlkampf eingesetzt, die Kandidaten hatten den Wähler entdeckt, um ihn wahrscheinlich gleich nach den Wahlen wider zu vergessen, wie gleicht Ihr Euch doch, Deutschland und Rußland. Im Regionalfernsehen hatte ein Journalist schon vor Wochen darauf aufmerksam gemacht, daß es Versuche gäbe Wähler, im wahrsten Sinne des Wortes, zu kaufen. Das sei, gelinde gesagt, eine Sauerei und niemand solle sich kaufen lassen. Der Aufruf verhallte scheinbar ungehört. Denn am Sonntag in der Früh war der „Kurs für einen Wähler“ noch bei etwa 100 Rubel (rund drei Euro). Gegen Abend erreichte er schon 500 Rubel (200 vor der Stimmabgabe und 300 nach der Stimmabgabe). In Bezirken mit hohem Rentneranteil, und demzufolge geringem Einkommen, fiel dieser Vorschlag auf fruchtbaren Boden. Manch einer frönte dem „Mitnahmeeefekt“ und machte den Wahlsonntag zu einem Nebenverdiensttag, wer kann es verdenken?
Rußland hat, einem russischen Sprichwort zufolge, zwei Problem, „dorogi“ = Wege und „duraki“ = Dummköpfe. An diese Weisheit wird der schnell erinnert, der sich auf russischen Straßen bewegt. Ein großer Teil der Straßen ist in einem erbarmungswürdigen Zustand und der hohe Anteil an Allradfahrzeugen erklärt sich aus diesem Straßenzustand. Der Straßenbau ist zunehmend in den Blickwinkel der Regierung gerückt und der neue „erste Stellvertreter“ des Premierministers, der ehemalige Verteidigungsminister Ivanov, erwähnte zu Recht in den Nachrichten, daß es für viele Bürger Rußlands einfacher sei nach Spanien zu fliegen als von einem Oblast in den anderen Oblast zu gelangen. Direkte Straßenverbindungen fehlen oft oder sind nicht ganzjährig zu nutzen. Ca. 10 % der Bevölkerung Rußlands (rund 12 Millionen Menschen) lebt nach seinen Angaben in Orten, die nicht das ganze Jahr durch erreichbar seien. Die Lösung des Problems habe daher eine hohe Priorität. Lassen wir uns überraschen.
Aber auch andere Aspekte des Straßenverkehrs rücken zunehmend in den Mittelpunkt, gemeint ist die eher als lax zu bezeichnende Verkehrsdisziplin, wenn und soweit sie nach westlichen Maßstäben überhaupt existiert. Die Strafen für Verkehrsvergehen sind nicht allzu hoch und liegen zum großen Teil um die 100 Rubel (die besagten 3 Euro). Die früher übliche Praxis bei der die Polizei den Führerschein bei Verkehrsverstößen mittels einer Lochzange lochte (bei 4 Löchern war Laufen angesagt) wird zwar diskutiert, ist bisher aber noch nicht wieder in die Tat umgesetzt. Desungeachtet will man jetzt aber die Strafen bei Verkehrsverstößen drastisch erhöhen. Fahren unter Alkohol wird demnächst ggf. 5.000 Rubel oder 15 Tage Haft kosten. In Rußland herrschen Null Komma Null Promille, leider hält sich nicht jeder daran. Vielleicht erhöhen die neuen Strafrahmen die Verkehrsmoral, wer kann das schon im Voraus wissen, einen Versuch ist es allemal wert.
Bis dann
Werner
In Rußland habe ich es einfacher. Mehr und mehr finde ich automatisierte Einzahlterminals vor. Ich wähle meinen entsprechenden Telefonnetzanbieter, gebe meine Telefonnummer ein, stecke einen Geldschein in den Zahlschlitz und ... das Geld wird schnell auf meinem Konto gebucht, und das war es. Ich erspare mir den ganzen Werbetalk, der mich Zeit ... und vor allem Nerven kostet. Rußland ... Du hast es besser, jedenfalls was das Bezahlen des Mobilfunk angeht.
Am Sonntag waren Wahlen zum Parlament des Tverer Oblast, eine von 14 Wahlen zu den Regionalparlamenten. Schon vor Wochen hatte der Wahlkampf eingesetzt, die Kandidaten hatten den Wähler entdeckt, um ihn wahrscheinlich gleich nach den Wahlen wider zu vergessen, wie gleicht Ihr Euch doch, Deutschland und Rußland. Im Regionalfernsehen hatte ein Journalist schon vor Wochen darauf aufmerksam gemacht, daß es Versuche gäbe Wähler, im wahrsten Sinne des Wortes, zu kaufen. Das sei, gelinde gesagt, eine Sauerei und niemand solle sich kaufen lassen. Der Aufruf verhallte scheinbar ungehört. Denn am Sonntag in der Früh war der „Kurs für einen Wähler“ noch bei etwa 100 Rubel (rund drei Euro). Gegen Abend erreichte er schon 500 Rubel (200 vor der Stimmabgabe und 300 nach der Stimmabgabe). In Bezirken mit hohem Rentneranteil, und demzufolge geringem Einkommen, fiel dieser Vorschlag auf fruchtbaren Boden. Manch einer frönte dem „Mitnahmeeefekt“ und machte den Wahlsonntag zu einem Nebenverdiensttag, wer kann es verdenken?
Rußland hat, einem russischen Sprichwort zufolge, zwei Problem, „dorogi“ = Wege und „duraki“ = Dummköpfe. An diese Weisheit wird der schnell erinnert, der sich auf russischen Straßen bewegt. Ein großer Teil der Straßen ist in einem erbarmungswürdigen Zustand und der hohe Anteil an Allradfahrzeugen erklärt sich aus diesem Straßenzustand. Der Straßenbau ist zunehmend in den Blickwinkel der Regierung gerückt und der neue „erste Stellvertreter“ des Premierministers, der ehemalige Verteidigungsminister Ivanov, erwähnte zu Recht in den Nachrichten, daß es für viele Bürger Rußlands einfacher sei nach Spanien zu fliegen als von einem Oblast in den anderen Oblast zu gelangen. Direkte Straßenverbindungen fehlen oft oder sind nicht ganzjährig zu nutzen. Ca. 10 % der Bevölkerung Rußlands (rund 12 Millionen Menschen) lebt nach seinen Angaben in Orten, die nicht das ganze Jahr durch erreichbar seien. Die Lösung des Problems habe daher eine hohe Priorität. Lassen wir uns überraschen.
Aber auch andere Aspekte des Straßenverkehrs rücken zunehmend in den Mittelpunkt, gemeint ist die eher als lax zu bezeichnende Verkehrsdisziplin, wenn und soweit sie nach westlichen Maßstäben überhaupt existiert. Die Strafen für Verkehrsvergehen sind nicht allzu hoch und liegen zum großen Teil um die 100 Rubel (die besagten 3 Euro). Die früher übliche Praxis bei der die Polizei den Führerschein bei Verkehrsverstößen mittels einer Lochzange lochte (bei 4 Löchern war Laufen angesagt) wird zwar diskutiert, ist bisher aber noch nicht wieder in die Tat umgesetzt. Desungeachtet will man jetzt aber die Strafen bei Verkehrsverstößen drastisch erhöhen. Fahren unter Alkohol wird demnächst ggf. 5.000 Rubel oder 15 Tage Haft kosten. In Rußland herrschen Null Komma Null Promille, leider hält sich nicht jeder daran. Vielleicht erhöhen die neuen Strafrahmen die Verkehrsmoral, wer kann das schon im Voraus wissen, einen Versuch ist es allemal wert.
Bis dann
Werner