... newer stories
Dienstag, 17. April 2007
Ostern ... ein Sheriff sieht "rot" .. der "schnelle Schluck" davor, danach, oder zwischendurch ... und "nie mehr allein"
fromrussia, 14:15h
Vor mehr als einer Woche war das Osterfest in Rußland. Das Osterfest ist *DAS* kirchliche Fest. Während es in der westlichen Welt Weihnachten ist, ist es in der orthodoxen Welt das Osterfest.
Zufällig fiel das russisch-orthodoxe Osterfest mit dem westlichen Osterfest, dem Osterfest der georgischen Kirche und dem der serbisch-orthodoxen Kirche zusammen. Der Termin an dem die russisch-orthodoxe Kirche das Osterfest feiert bestimmt sich nach Stand von Mond und Sonne und dem jüdischen Osterfest und so variiert der Termin jedes Jahr. Das früheste Osterfest kann am 5. April sein während der späteste Termin Anfang Mai liegen kann.
Das Osterfest wird mit einer kirchlichen Liturgie in der Nacht von Samstag auf Ostersonntag begangen. Im Verlauf der Messe zieht die Gemeinde um die Kirche und der Priester ruft „Christus ist auferstanden.“. Die Gemeinde antwortet mit „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Die Messe nimmt mehrere Stunden in Anspruch und da in der orthodoxen Kirche keine Bänke stehen bedarf es schon einiger sportlicher Kondition um die Ostermesse durchzuhalten.
Die Messe aus der Christi-Erlöserkathedrale aus Moskau wird life im Fernsehen übertragen und während der Messe kann man die ganze Elite von Staat und Wirtschaft - mit Ausnahme des Präsidenten - zu Gesicht bekommen.
Ich habe mir das erspart und mir statt dessen eine Ostermesse-Übertragung aus einem kleineren Moskauer Kloster zu Gemüte geführt in dessen Fortgang einiges zum Osterfest, zu den kirchlichen Ritualen und zur russisch-orthodoxen Kirche erklärt wurde. So habe ich gelernt, daß das Osterfest seit der Zeit Peters des Großen bis zur Oktoberrevolution sogar mit einem Feuerwerk begangen wurde. Zur Sowjetzeit wurde Ostern nicht mehr offiziell gefeiert und nur zur Zeit des „Großen vaterländischen Krieges“ - des 2. Weltkrieges - wurde die Kirche unter Stalin instrumentalisiert um die letzten vaterländischen Gefühle zu wecken. In der Zeit durfte die Kirche auch ihre Ostermesse - zumindest in Moskau - feiern. Die Christi-Erlöserkathedrale die vor einigen Jahren wieder an dem Platz steht an dem früher ebenfalls eine Kathedrale gestanden hat, wurde unter Stalin gesprengt um Platz für einen Monumentalbau am Ufer der Moskva zu schaffen. Allerdings stellte sich bei den Bauarbeiten heraus, daß der Untergrund nicht genug tragfähig war so daß man schließlich gezwungen war auf den Monumentalbau zu verzichten. Das Fundament war allerdings schon ausgehoben und so machte man aus der Not eine Tugend und schuf ein Ganzjahresschwimmbad am Ufer der Moskva. Unter offenem Himmel konnten die Moskoviter das ganze Jahr über schwimmen.
Unter Bürgermeister Juri Lushkov, dem energischen Bürgermeister Moskaus, hat sich viel getan in der Stadt und Moskau, die Partnerstadt Berlins, die im Gegensatz zur Känguruh-Town Berlin - große Sprünge aber nix im Beutel - keinerlei finanziellen Probleme hat, sondern eine absolute Boomtown ist, stürmen die Immobilienpreise in den Himmel. Unter Herrn Lushkov und seiner Frau Jelena Baturina, die ganz nebenbei die reichste Frau Rußlands ist, wurden Pläne gemacht die Christi-Erlöserkirche wieder auferstehen zu lassen. Um das Stadtbudget nicht unnötig mit den Kosten dieses Prachtbaus zu belasten wurden Spenden gesammelt und wer sich gutstellen wollte mit der Stadtverwaltung war gut beraten sich, mit namhaften Beträgen am Wiederaufbau der Kathedrale zu beteiligen.
Wer in Moskau ist, sollte sich einen Besuch der beeindruckenden Kathedrale nicht entgehen lassen.
Und ganz nebenbei ist nicht nur der Herr auferstanden, auch meinen iPod hat es zurückverschlagen ins Leben ... nachdem er so eine Woche am USB-Anschluß meines Rechners gehangen hatte, Ostern, das Auferstehungsfest eben.
Ein Sheriff sieht rot .. Showdown auf dem Highway...
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken sei es hier vorweg angemerkt. Russische Polizisten sind unterbezahlt und viele der Militsionäre - so heißen die Polizisten hier - versehen klaglos ihren Dienst um das anwachsende Chaos auf russischen Straßen in erkennbaren Grenzen zu halten, das sich anderenfalls noch weiter entfalten würde. Bekannt ist auf der anderen Seite auch, daß russische Militsionäre schon einmal „kreative Wege finden um ihr kärgliches Gehalt aufzubessern“. Das soll hier aber nicht der Punkt sein um den es geht. Interessanter war mir auf meiner letzten Fahrt nach Moskau einer dieser „Sheriffs“ die vereinzelt in der russischen Militsia zu finden sind. Blau- und Rotlicht auf dem Dach des Dienstwagens scheint ihnen eine Art von Unantastbarkeit zu verleihen vor der viele Bürger einzuknicken scheinen. Bei der letzten Fahrt hatte ich das besondere Vergnügen die ganzen Vielfalt dieser „rechtswahrenden Organe“ zu begutachten.
das war er übrigens NICHT
Von Tver nach Moskau sind es rund 160 Km und wenn man alle Verkehrsregeln beachtet, so z.B. die 60-Km/h Grenze für Fahrten durch Ortschaften, dann kann so eine Fahrt schon einmal drei Stunden in Anspruch nehmen - sofern kein Stau ist.
Ich fahre also meine 60 Km/h und überhole einen der alten Diesel-Lkw die mit ihrer Abgasfahne schon von weitem von ihrem Vorhandensein künden. Hinter mir kommt ein Militsia-Fahrzeug (ohne Sirene oder Blau-Rotlicht) mit hoher Geschwindigkeit heran. Wohin? Ich beschließe den Überholvorgang ordnungsgemäß abzuschließen. Da habe ich den „Sheriff“ des Moskauer Bezirks nicht gekannt. Erst wird die Lichthupe benutzt, dann wird so dicht aufgefahren daß das Nummernschild schon nicht mehr zu sehen ist. Dann folgt ein „Tröt-tröt“ mit dem Außenlautsprecher und als das nichts fruchtet - irgendwie habe ich wohl ein „Vergiß-Es-Syndrom“ in dem Moment - wird das Blaulicht eingeschaltet. In dem Moment bin ich aber schon am Diesel vorbei und fädele wieder auf die rechte Fahrspur ein. „Kapitän Wichtig“ scheint außer sich zu sein daß ein Pkw es wagt sein Schumacher-Rennen zu behindern und im Überholen schlenkert er „mal kurz“ auf meine Spur um mir zu zeigen wer hier „der Herr “ ist. Dann tritt er das Gaspedal wieder voll durch und entschwindet bald aus meinem Blickfeld. Zehn Minuten später steht der Audi A8 mit dem blauen Nummernschild der „rechtswahrenden Organe“ vor einer am Straßenrand befindlichen Kneipe. Na ja, vielleicht hat die Blase gedrückt, wer weiß das schon.
Am gleichen Tag stellt sich ein weiterer „Sheriff“ mit seinem Auto mitten in Kreuzung, nachdem er alle an der roten Ampel brav Wartenden überholt hat und wartet auf das grüne Licht der Ampel - mitten in der Kreuzung.
Drei weitere niegelnagelneue Polizeifahrzeuge fahren mit Blaulicht und mindestens 100 Km/h durch eine 40 Km/h-Zone die zugleich mit dem Schild „Vorsicht Kinder können die Fahrbahn kreuzen“ ausgeschildert ist. Mein Bedarf an Rowdytum bei der hiesigen Militsia ist für den Tag gedeckt. Wie soll Verkehrsdisziplin entstehen wenn die Gesetzeshüter öffentlich demonstrieren was sie von Recht und Gesetz halten, das ist eine Frage die in Rußland bisher noch ohne Antwort ist.
Schnellschluck ... oder „Haben Sie ein Problem mit Alkohol?“ „Nein, nur ohne“
Rußland ist, soweit man der Weltgesundheitsorganisation glauben darf, führend beim Konsum „harten“ Alkohols. Der hohe Alkoholkonsum ist schon seit Urzeiten ein Problem und die verschiedensten Ansätze russischer Regierungen den Alkoholkonsum zu begrenzen werden von der Bevölkerung immer wieder ad absurdum geführt.
Versuche den Alkoholkonsum unter Michael Gorbatschow zu begrenzen führten dazu, daß einerseits der Zucker knapp wurde, weil weite Teile der Bevölkerung auf Selbstgebrannten auswichen, den sogenannten „Samogon“, ein Getränk das, wenn es fachmännisch hergestellt wird sich durchaus mit fabrikmäßig hergestellten Wodka durchaus messen kann.
Andererseits veranlaßten voreilige lokale Politiker in vorauseilendem Gehorsam daß ganze Weingebiete vernichtet wurden. Damit wurden zum Teil hochwertige Reben vernichtet und die Bevölkerung dieser Gebiete die traditionell vom Weinanbau lebte, stand mit einem mal ohne Einkommensquellen da.
Die vernichteten Rebstöcke führten andererseits dann dazu, daß der Wein dieser Gebiete urplötzlich und zum Erstaunen aller wieder auf dem Markt auftauchte - als fragwürdiger Panschwein aus unerfindlichen Quellen. Der wurde dann zu Originalpreisen „unters Volk gebracht“. Die Folge ist, daß heute kaum mehr jemand den einheimischen Weinen traut die mit dem Siegel „abgefüllt in Moskau“ auf den Markt kommen. Billiger Wein aus Moldavien, Bulgarien, Italien und Spanien sowohl als auch französischer Wein tun das Ihrige um hochwertigen russischen Weinen, soweit sie noch zu haben sind, das Wasser abzugraben. Auch „deutscher“ Wein findet sich im Angebot. Allerdings kann kaum ein Einheimischer lesen was da in deutsch auf den Etiketten steht. Da heißt es dann „hergestellt aus Weinen der Europäischen Union“. Und das kann alles bedeuten wie wir seit dem Weinskandal wissen. Der russische Verbraucher freut sich und kauft es trotzdem, ist ja „Made in Germany“. Deutsche Qualitätswinzer und Hersteller qualitativ guter Massenweine verschlafen derweil den Markt.
Aber nicht Wein, sondern Wodka ist das was man gemeinhin mit Rußland in Verbindung bringt. Wodka gibt es in fast jedem Supermarkt. Die Versuche der russischen Regierung den Alkoholmarkt, insbesondere den illegalen, in den Griff zu bekommen sind so vielfältig wie das Wodkaangebot selbst. Im Gegensatz zu manchen angebotenen Wodkasorten sind die Regierungsmaßnahmen allerdings weniger durchschlagend.
In manchen Läden findet man heute noch separate Abteilungen für den Verkauf von Alkohol und Zigaretten. Diese Abteilungen stammen aus einer Zeit als ein Regierungserlass die Einrichtung separater Abteilungen verordnete. Hochpreisige Angebote stehen überall in abschließbaren Schränken um den „Schwund“ in erträglichen Grenzen zu halten.
Alkohol wird mit Steuerbanderolen versehen. Leider haben diese Banderolen den unerwünschten Nebeneffekt daß sie nicht immer von der Druckerei dorthin gelangen wo sie hin sollen. Der Schwund an Akzissenmarken war teilweise so stark, daß sich die Regierung kurzer Hand entschloss neue Marken auszuteilen und die alten Marken ab einem bestimmten Datum für ungültig zu erklären. Als Folge mußten die mit einer Altbanderole versehenen Alkoholbestände an den Hersteller zurückgegeben werden um dort neu etikettiert zu werden. Als kleine weitere Nebenfolge kamen die Hersteller dabei manchmal in den Besitz von Produkten die entweder außer dem Etikett der Flasche nichts mit der Originalabfüllung zutun hatten oder die beim Transport in den Handel mal eben „von Lkw gefallen“ waren und nun auf wundersame Weise wieder beim einstigen Versender auftauchten.
Ausländische Hersteller waren besonders betroffen, denn die ausländischen Erzeugnisse, die bereits verzollt waren, mußten Rußland wieder verlassen. Man kann sich denken daß es viele kreative Lösungen gab um dieses Prozedere zu umgehen. Heute soll eine zentrale Datenbank in der alle Chargennummern und Banderolennummern registriert sind für Ordnung sorgen. Leider erlauben die örtlichen Telekommunikationsleitungen nicht immer den Zugriff auf diese Datenbestände. Aber schön aussehen tut es allemal schon wenn man mit Hightech auf Jagd nach illegalem Fusel geht. Leider löst das keine Probleme.
Gegen Ende letzten Jahres nahm der Konsum illegalen Alkohols, u.a. auch von Methylalkohol solche Formen an, daß in 10 Regionen der örtliche Notstand in den Krankenhäusern ausgerufen werden mußte. Die überlebenden Alkoholabhängigen hatten wahllos alles konsumiert was den Kopf zum Drehen bringt und sich ganz nebenbei erklägliche Leberschäden zugezogen. Andere hatten weniger Glück und waren an dem Fusel verstorben.
Geschüttelt ... und nicht gerührt ...
Wodka kann man in den verschiedensten Preislagen erwerben. Von der Marke „Gleichblind“ die außer dem Namen nichts mit Wodka gemein hat, sondern bei der er sich um Industriealkohol handelt, bis hin zu hochpreisigen Erzeugnissen die auch schon einmal im Bereich von 600 Rubel oder höher angeboten werden, kann man alles finden.
Ich habe neulich für einen Zehntel Liter Wodka im Jogurtbecher 3 Rubel 80 Kopeken bezahlt s.o. Das macht 38 Rubel, also etwas mehr als einen Euro, für einen Liter dieses zweifelhaften Erzeugnisses das damit nur geringfügig teurer als Milch mit 3,5 % Fettgehalt ist. Der Verkauf von Wodka in dieser Verpackung ist schon seit langem nicht mehr erlaubt aber die Steuerbanderole zeigt daß alles seine Richtigkeit hat. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Angebot für all diejenigen die nicht mehr in der Lage sind einen Schraubverschluss ohne Verschütten zu öffnen, der „Aufreißer“ als Helfer in der Not also.
Woran erkennt man nun also „guten“ Wodka? Keine Ahnung ehrlich gesagt. Hat man eine Flasche „guten“ Stoffs gefunden, ab 90 Rubel aufwärts für den halben Liter, dann kann man nicht unbedingt sicher sein daß die nächste Charge nicht aus einem Kellerlabor stammt, leider. Einheimische behaupten daß man die Flasche verkehrt herum halten soll und sie dann mit kreisenden Armbewegungen drehen soll. Bilden sich dann kleine Bläschen in dem entstehenden Trichter dann sei das ein Zeichen daß der Wodka jedenfalls einigermaßen o.k. sei. Wer es glaubt ...
Der nach Deutschland exportierte Wodka der Firma „Kristall“ aus Moskau, Handelsname „Stolichnaya“ ist jedenfalls o.k., keine Bange. Und hier konsumiere ich, wenn es denn sein muß Wodka der Firma Veresk, und den gibt es leider nicht im Export.
Krasnie Gorki
Letzten Sonntag wurde die Osterwoche offiziell beendet. Das Ende der Osterwoche heißt „Krasnie Gorki“ und dieser Sonntag ist der Tag der nach dem Glauben der Russen am besten zum Schließen einer dauerhaften Ehe geeignet ist. Daher sieht man an diesem Tag auch ausgesprochen viele Hochzeitspaare. Nach einem anderen Glauben bleibt der / die, die an diesem Tage noch ohne Partner ist, das ganze Jahr über allein. Also heißt es sich ranhalten wenn das Jahr nicht zum Jahr des Singles werden soll.
Na dann, bis demnächst
Werner
P.S. der Wodka wurde übrigens NICHT getrunken sondern zum Reinigen als Spiritusersatz genutzt aber auch da konnte er nicht allzu sehr punkten. Die zweite Ration kommt in die Scheibenwaschanlage des Autos. Mal sehen wie er sich da macht und ob das Plasik überlebt.
Zufällig fiel das russisch-orthodoxe Osterfest mit dem westlichen Osterfest, dem Osterfest der georgischen Kirche und dem der serbisch-orthodoxen Kirche zusammen. Der Termin an dem die russisch-orthodoxe Kirche das Osterfest feiert bestimmt sich nach Stand von Mond und Sonne und dem jüdischen Osterfest und so variiert der Termin jedes Jahr. Das früheste Osterfest kann am 5. April sein während der späteste Termin Anfang Mai liegen kann.
Das Osterfest wird mit einer kirchlichen Liturgie in der Nacht von Samstag auf Ostersonntag begangen. Im Verlauf der Messe zieht die Gemeinde um die Kirche und der Priester ruft „Christus ist auferstanden.“. Die Gemeinde antwortet mit „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Die Messe nimmt mehrere Stunden in Anspruch und da in der orthodoxen Kirche keine Bänke stehen bedarf es schon einiger sportlicher Kondition um die Ostermesse durchzuhalten.
Die Messe aus der Christi-Erlöserkathedrale aus Moskau wird life im Fernsehen übertragen und während der Messe kann man die ganze Elite von Staat und Wirtschaft - mit Ausnahme des Präsidenten - zu Gesicht bekommen.
Ich habe mir das erspart und mir statt dessen eine Ostermesse-Übertragung aus einem kleineren Moskauer Kloster zu Gemüte geführt in dessen Fortgang einiges zum Osterfest, zu den kirchlichen Ritualen und zur russisch-orthodoxen Kirche erklärt wurde. So habe ich gelernt, daß das Osterfest seit der Zeit Peters des Großen bis zur Oktoberrevolution sogar mit einem Feuerwerk begangen wurde. Zur Sowjetzeit wurde Ostern nicht mehr offiziell gefeiert und nur zur Zeit des „Großen vaterländischen Krieges“ - des 2. Weltkrieges - wurde die Kirche unter Stalin instrumentalisiert um die letzten vaterländischen Gefühle zu wecken. In der Zeit durfte die Kirche auch ihre Ostermesse - zumindest in Moskau - feiern. Die Christi-Erlöserkathedrale die vor einigen Jahren wieder an dem Platz steht an dem früher ebenfalls eine Kathedrale gestanden hat, wurde unter Stalin gesprengt um Platz für einen Monumentalbau am Ufer der Moskva zu schaffen. Allerdings stellte sich bei den Bauarbeiten heraus, daß der Untergrund nicht genug tragfähig war so daß man schließlich gezwungen war auf den Monumentalbau zu verzichten. Das Fundament war allerdings schon ausgehoben und so machte man aus der Not eine Tugend und schuf ein Ganzjahresschwimmbad am Ufer der Moskva. Unter offenem Himmel konnten die Moskoviter das ganze Jahr über schwimmen.
Unter Bürgermeister Juri Lushkov, dem energischen Bürgermeister Moskaus, hat sich viel getan in der Stadt und Moskau, die Partnerstadt Berlins, die im Gegensatz zur Känguruh-Town Berlin - große Sprünge aber nix im Beutel - keinerlei finanziellen Probleme hat, sondern eine absolute Boomtown ist, stürmen die Immobilienpreise in den Himmel. Unter Herrn Lushkov und seiner Frau Jelena Baturina, die ganz nebenbei die reichste Frau Rußlands ist, wurden Pläne gemacht die Christi-Erlöserkirche wieder auferstehen zu lassen. Um das Stadtbudget nicht unnötig mit den Kosten dieses Prachtbaus zu belasten wurden Spenden gesammelt und wer sich gutstellen wollte mit der Stadtverwaltung war gut beraten sich, mit namhaften Beträgen am Wiederaufbau der Kathedrale zu beteiligen.
Wer in Moskau ist, sollte sich einen Besuch der beeindruckenden Kathedrale nicht entgehen lassen.
Und ganz nebenbei ist nicht nur der Herr auferstanden, auch meinen iPod hat es zurückverschlagen ins Leben ... nachdem er so eine Woche am USB-Anschluß meines Rechners gehangen hatte, Ostern, das Auferstehungsfest eben.
Ein Sheriff sieht rot .. Showdown auf dem Highway...
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken sei es hier vorweg angemerkt. Russische Polizisten sind unterbezahlt und viele der Militsionäre - so heißen die Polizisten hier - versehen klaglos ihren Dienst um das anwachsende Chaos auf russischen Straßen in erkennbaren Grenzen zu halten, das sich anderenfalls noch weiter entfalten würde. Bekannt ist auf der anderen Seite auch, daß russische Militsionäre schon einmal „kreative Wege finden um ihr kärgliches Gehalt aufzubessern“. Das soll hier aber nicht der Punkt sein um den es geht. Interessanter war mir auf meiner letzten Fahrt nach Moskau einer dieser „Sheriffs“ die vereinzelt in der russischen Militsia zu finden sind. Blau- und Rotlicht auf dem Dach des Dienstwagens scheint ihnen eine Art von Unantastbarkeit zu verleihen vor der viele Bürger einzuknicken scheinen. Bei der letzten Fahrt hatte ich das besondere Vergnügen die ganzen Vielfalt dieser „rechtswahrenden Organe“ zu begutachten.
das war er übrigens NICHT
Von Tver nach Moskau sind es rund 160 Km und wenn man alle Verkehrsregeln beachtet, so z.B. die 60-Km/h Grenze für Fahrten durch Ortschaften, dann kann so eine Fahrt schon einmal drei Stunden in Anspruch nehmen - sofern kein Stau ist.
Ich fahre also meine 60 Km/h und überhole einen der alten Diesel-Lkw die mit ihrer Abgasfahne schon von weitem von ihrem Vorhandensein künden. Hinter mir kommt ein Militsia-Fahrzeug (ohne Sirene oder Blau-Rotlicht) mit hoher Geschwindigkeit heran. Wohin? Ich beschließe den Überholvorgang ordnungsgemäß abzuschließen. Da habe ich den „Sheriff“ des Moskauer Bezirks nicht gekannt. Erst wird die Lichthupe benutzt, dann wird so dicht aufgefahren daß das Nummernschild schon nicht mehr zu sehen ist. Dann folgt ein „Tröt-tröt“ mit dem Außenlautsprecher und als das nichts fruchtet - irgendwie habe ich wohl ein „Vergiß-Es-Syndrom“ in dem Moment - wird das Blaulicht eingeschaltet. In dem Moment bin ich aber schon am Diesel vorbei und fädele wieder auf die rechte Fahrspur ein. „Kapitän Wichtig“ scheint außer sich zu sein daß ein Pkw es wagt sein Schumacher-Rennen zu behindern und im Überholen schlenkert er „mal kurz“ auf meine Spur um mir zu zeigen wer hier „der Herr “ ist. Dann tritt er das Gaspedal wieder voll durch und entschwindet bald aus meinem Blickfeld. Zehn Minuten später steht der Audi A8 mit dem blauen Nummernschild der „rechtswahrenden Organe“ vor einer am Straßenrand befindlichen Kneipe. Na ja, vielleicht hat die Blase gedrückt, wer weiß das schon.
Am gleichen Tag stellt sich ein weiterer „Sheriff“ mit seinem Auto mitten in Kreuzung, nachdem er alle an der roten Ampel brav Wartenden überholt hat und wartet auf das grüne Licht der Ampel - mitten in der Kreuzung.
Drei weitere niegelnagelneue Polizeifahrzeuge fahren mit Blaulicht und mindestens 100 Km/h durch eine 40 Km/h-Zone die zugleich mit dem Schild „Vorsicht Kinder können die Fahrbahn kreuzen“ ausgeschildert ist. Mein Bedarf an Rowdytum bei der hiesigen Militsia ist für den Tag gedeckt. Wie soll Verkehrsdisziplin entstehen wenn die Gesetzeshüter öffentlich demonstrieren was sie von Recht und Gesetz halten, das ist eine Frage die in Rußland bisher noch ohne Antwort ist.
Schnellschluck ... oder „Haben Sie ein Problem mit Alkohol?“ „Nein, nur ohne“
Rußland ist, soweit man der Weltgesundheitsorganisation glauben darf, führend beim Konsum „harten“ Alkohols. Der hohe Alkoholkonsum ist schon seit Urzeiten ein Problem und die verschiedensten Ansätze russischer Regierungen den Alkoholkonsum zu begrenzen werden von der Bevölkerung immer wieder ad absurdum geführt.
Versuche den Alkoholkonsum unter Michael Gorbatschow zu begrenzen führten dazu, daß einerseits der Zucker knapp wurde, weil weite Teile der Bevölkerung auf Selbstgebrannten auswichen, den sogenannten „Samogon“, ein Getränk das, wenn es fachmännisch hergestellt wird sich durchaus mit fabrikmäßig hergestellten Wodka durchaus messen kann.
Andererseits veranlaßten voreilige lokale Politiker in vorauseilendem Gehorsam daß ganze Weingebiete vernichtet wurden. Damit wurden zum Teil hochwertige Reben vernichtet und die Bevölkerung dieser Gebiete die traditionell vom Weinanbau lebte, stand mit einem mal ohne Einkommensquellen da.
Die vernichteten Rebstöcke führten andererseits dann dazu, daß der Wein dieser Gebiete urplötzlich und zum Erstaunen aller wieder auf dem Markt auftauchte - als fragwürdiger Panschwein aus unerfindlichen Quellen. Der wurde dann zu Originalpreisen „unters Volk gebracht“. Die Folge ist, daß heute kaum mehr jemand den einheimischen Weinen traut die mit dem Siegel „abgefüllt in Moskau“ auf den Markt kommen. Billiger Wein aus Moldavien, Bulgarien, Italien und Spanien sowohl als auch französischer Wein tun das Ihrige um hochwertigen russischen Weinen, soweit sie noch zu haben sind, das Wasser abzugraben. Auch „deutscher“ Wein findet sich im Angebot. Allerdings kann kaum ein Einheimischer lesen was da in deutsch auf den Etiketten steht. Da heißt es dann „hergestellt aus Weinen der Europäischen Union“. Und das kann alles bedeuten wie wir seit dem Weinskandal wissen. Der russische Verbraucher freut sich und kauft es trotzdem, ist ja „Made in Germany“. Deutsche Qualitätswinzer und Hersteller qualitativ guter Massenweine verschlafen derweil den Markt.
Aber nicht Wein, sondern Wodka ist das was man gemeinhin mit Rußland in Verbindung bringt. Wodka gibt es in fast jedem Supermarkt. Die Versuche der russischen Regierung den Alkoholmarkt, insbesondere den illegalen, in den Griff zu bekommen sind so vielfältig wie das Wodkaangebot selbst. Im Gegensatz zu manchen angebotenen Wodkasorten sind die Regierungsmaßnahmen allerdings weniger durchschlagend.
In manchen Läden findet man heute noch separate Abteilungen für den Verkauf von Alkohol und Zigaretten. Diese Abteilungen stammen aus einer Zeit als ein Regierungserlass die Einrichtung separater Abteilungen verordnete. Hochpreisige Angebote stehen überall in abschließbaren Schränken um den „Schwund“ in erträglichen Grenzen zu halten.
Alkohol wird mit Steuerbanderolen versehen. Leider haben diese Banderolen den unerwünschten Nebeneffekt daß sie nicht immer von der Druckerei dorthin gelangen wo sie hin sollen. Der Schwund an Akzissenmarken war teilweise so stark, daß sich die Regierung kurzer Hand entschloss neue Marken auszuteilen und die alten Marken ab einem bestimmten Datum für ungültig zu erklären. Als Folge mußten die mit einer Altbanderole versehenen Alkoholbestände an den Hersteller zurückgegeben werden um dort neu etikettiert zu werden. Als kleine weitere Nebenfolge kamen die Hersteller dabei manchmal in den Besitz von Produkten die entweder außer dem Etikett der Flasche nichts mit der Originalabfüllung zutun hatten oder die beim Transport in den Handel mal eben „von Lkw gefallen“ waren und nun auf wundersame Weise wieder beim einstigen Versender auftauchten.
Ausländische Hersteller waren besonders betroffen, denn die ausländischen Erzeugnisse, die bereits verzollt waren, mußten Rußland wieder verlassen. Man kann sich denken daß es viele kreative Lösungen gab um dieses Prozedere zu umgehen. Heute soll eine zentrale Datenbank in der alle Chargennummern und Banderolennummern registriert sind für Ordnung sorgen. Leider erlauben die örtlichen Telekommunikationsleitungen nicht immer den Zugriff auf diese Datenbestände. Aber schön aussehen tut es allemal schon wenn man mit Hightech auf Jagd nach illegalem Fusel geht. Leider löst das keine Probleme.
Gegen Ende letzten Jahres nahm der Konsum illegalen Alkohols, u.a. auch von Methylalkohol solche Formen an, daß in 10 Regionen der örtliche Notstand in den Krankenhäusern ausgerufen werden mußte. Die überlebenden Alkoholabhängigen hatten wahllos alles konsumiert was den Kopf zum Drehen bringt und sich ganz nebenbei erklägliche Leberschäden zugezogen. Andere hatten weniger Glück und waren an dem Fusel verstorben.
Geschüttelt ... und nicht gerührt ...
Wodka kann man in den verschiedensten Preislagen erwerben. Von der Marke „Gleichblind“ die außer dem Namen nichts mit Wodka gemein hat, sondern bei der er sich um Industriealkohol handelt, bis hin zu hochpreisigen Erzeugnissen die auch schon einmal im Bereich von 600 Rubel oder höher angeboten werden, kann man alles finden.
Ich habe neulich für einen Zehntel Liter Wodka im Jogurtbecher 3 Rubel 80 Kopeken bezahlt s.o. Das macht 38 Rubel, also etwas mehr als einen Euro, für einen Liter dieses zweifelhaften Erzeugnisses das damit nur geringfügig teurer als Milch mit 3,5 % Fettgehalt ist. Der Verkauf von Wodka in dieser Verpackung ist schon seit langem nicht mehr erlaubt aber die Steuerbanderole zeigt daß alles seine Richtigkeit hat. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Angebot für all diejenigen die nicht mehr in der Lage sind einen Schraubverschluss ohne Verschütten zu öffnen, der „Aufreißer“ als Helfer in der Not also.
Woran erkennt man nun also „guten“ Wodka? Keine Ahnung ehrlich gesagt. Hat man eine Flasche „guten“ Stoffs gefunden, ab 90 Rubel aufwärts für den halben Liter, dann kann man nicht unbedingt sicher sein daß die nächste Charge nicht aus einem Kellerlabor stammt, leider. Einheimische behaupten daß man die Flasche verkehrt herum halten soll und sie dann mit kreisenden Armbewegungen drehen soll. Bilden sich dann kleine Bläschen in dem entstehenden Trichter dann sei das ein Zeichen daß der Wodka jedenfalls einigermaßen o.k. sei. Wer es glaubt ...
Der nach Deutschland exportierte Wodka der Firma „Kristall“ aus Moskau, Handelsname „Stolichnaya“ ist jedenfalls o.k., keine Bange. Und hier konsumiere ich, wenn es denn sein muß Wodka der Firma Veresk, und den gibt es leider nicht im Export.
Krasnie Gorki
Letzten Sonntag wurde die Osterwoche offiziell beendet. Das Ende der Osterwoche heißt „Krasnie Gorki“ und dieser Sonntag ist der Tag der nach dem Glauben der Russen am besten zum Schließen einer dauerhaften Ehe geeignet ist. Daher sieht man an diesem Tag auch ausgesprochen viele Hochzeitspaare. Nach einem anderen Glauben bleibt der / die, die an diesem Tage noch ohne Partner ist, das ganze Jahr über allein. Also heißt es sich ranhalten wenn das Jahr nicht zum Jahr des Singles werden soll.
Na dann, bis demnächst
Werner
P.S. der Wodka wurde übrigens NICHT getrunken sondern zum Reinigen als Spiritusersatz genutzt aber auch da konnte er nicht allzu sehr punkten. Die zweite Ration kommt in die Scheibenwaschanlage des Autos. Mal sehen wie er sich da macht und ob das Plasik überlebt.
... link
... older stories