Mittwoch, 11. Oktober 2006
Zehn kleine Negerlein, oder ... Dreh Dich nicht um ... der Killer geht um
In den 90ern war es nichts allzu ungewöhnliches mehr wenn man in den Medien mal wieder las daß der eine oder andere die Weltbühne mit Hilfe eines Auftragkillers verließ.
Mit der Übergabe der Präsidentschaft an V. Putin sollte demgegenüber eine neue Zeit in Rußland eingeläutet werden, die Zeit der "Diktatur des Gesetzes". Nun scheint in den letzten Tagen der Rücksprung gelungen zu sein, der Sprung in die Vor-Putin-Zeit.

Im September wurde der Vizepräsident der Zentralbank niedergeschossen, von dem man sagt daß er einigen Banken auf Grund deren Geschäftsgebahrens und auf Grund fehlenden Kapitals das Licht ausschalten lassen wollte. Nun ist ihm selbst das Licht abgestellt worden.

Im Oktober folgte das Attentat auf die Journalistin A. Politkovskaya die im Westen bekannter zu sein scheint als in ihrer Heimat und ebenfalls im Oktober war den Nachrichten zu vernehmen daß wieder ein russischer Banker vor seinem Haus in Moskau niedergeschossen wurde.

Übertriebene Kundenreklamation oder einfach nur harte Zeiten für die im Licht der Öffentlichkeit Stehenden?

Wie dem auch sei, und auch der gestrige Tag ging nicht vorbei ohne daß nicht ein Auftragsmord gemeldet wurde. Diesmal war das Opfer ein 31-jähriger Kandidat zu den Bürgermeisterwahlen in einer Stadt im "Primorski Krai". Wer nicht weiß wo das ist, der schaue auf der Landkarte Rußlands nach und dann findet er den besagten Landstrich irgendwo im fernen Osten.
Das Opfer war der Kandidat der Duma-Mehrheitspartei "Einiges Rußland" für die örtlichen Wahlen zum Bürgermeister und wie man vernehmen konnte war er zugleich erfolgreicher Geschäftsmann im Bereich Holzausfuhr.
Ob sein Tod nun mit der Kandidatur zutun hat oder eher mit den Holzgeschäften, das wird man erst in einiger Zeit wissen.
In der Zwischenzeit können wir uns alle dem Rätselraten hingeben.

Trotzdem

Schönes Wochenende

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Freitag, 6. Oktober 2006
Komm laß uns schnell noch zum ALDI ... und Figaros Hochzeit
Wer "bemannt" oder "Beweibt" ist kennt diesen Freitags-Nachmittag-Satz. Also schnell ins Auto und ab "zum ALDI", auch wenn das traute Paar dann "Beim Lidl" oder "bei der NORMA" landet. Das "Zum ALDI" fahren hat sich so eingebürgert wie der Begriff "Tempo" der für Papiertaschentücher steht oder "Tesa" der für Klebefilm steht. Wie dem auch sei.

Leider hat das mit dem "Schnell zum ALDI" hier in Russland so seine Tücken. Erstens ist das Land insgesamt ein "wenig" größer geraten und zweitens hat es keinen ALDI - noch nicht - so zu sagen "ALDI-freie Zone" in Russland, leider. Andere Ketten sind da schneller, da sei nur McDonalds genannt. Aber die sind auch noch nicht nach Karelien vorgedrungen, leider. Der nächste McDo ist auch in Finnland und der nächste russische in St. Petersburg, 450 Km von hier.

Aber wer weiß, das kann sich ja vielleicht auch ändern.

Mein "nächster ALDI" jedenfalls ist eigentlich ein LIDL und er befindet sich in Finnland wo es heute hingeht. So ca. 400 Km karelischer und finnischer Straße stehen heute noch an. Ich nehme mein GPS Gerät mit und werde die Strecke und die Location von "LIDL" aufzeichnen und wer Google Earth installiert hat, der kann sich die dazu gehörigen Files bald hier herunterladen und im Google Earth dann sehen wo wir sind und wo "der nächste ALDI" ist wenn man im Norden Russlands lebt.

Zurück "zum ALDI". Beim Lidl in Joensuu finde ich alles was es sonst in Russland nicht zu kaufen gibt, die Preise sind denen in Deutschland ähnlich. Und wer wissen will wie die Shoppingtour endet, der sollte demnächst wieder hier hineinschauen.

Aber jetzt zum Thema Friseur. Es war lang schon wieder an der Zeit und gestern war es soweit. Um 19.30 zum Friseur? Kein Problem. Meiner hat sogar bis 22.00 offen. Also hin zu Slava.

Mein Friseur, Slava kommt aus Moldavien, kennt immer den Ortstratsch und ist insgesamt ein prima Kerl

(Slava kennt alle und jeden)

Slava kommt eigentlich aus Moldovien, dem kleinen Land zwischen der Ukraine und Rumänien. Moldavien ist eine ehemalige Sowjetrepublik und heute ein selbstständiger Staat. Die Hauptstadt von Moldovien ist Kishinev (sprich Kishinjov) und Moldavien lebt überwiegend von der Landwirtschaft (Weinanbau) und dem Export von Biligarbeitskräften die sich als illegale Bauarbeiter auf dem Bau in Moskau verdingen oder sich in einschlägigen Etablissements in den Rotlichtvierteln Russlands und Westeuropas als Animierdamen durchschlagen.

Der "Salon der Mode" liegt an der Hauptstrasse von Petrozavodsk, fast am Ende am Onegasee. Slava erwartet mich schon. In der folgenden halben Stunde erfahre ich wieder internes aus dem Stadtleben, das hier demnächst auch zu lesen sein wird, und verlasse neugestylt den Laden nicht ohne vorher noch 210 Rubel = 6 Euro zu zahlen.

Na ja, vielleicht nicht schön, aber das liegt jedenfalls nicht an Slava , das Ausgangsmaterial eben ...

(Slava gab sein Bestes, na ja, das Ausgangsmaterial eben ...)

So, das soll es aber für heute gewesen sein ... schließlich wartet "ALDI" ... äh LIDL noch ... in Finnland ...

Poka

Werner

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Donnerstag, 5. Oktober 2006
Wahlen in Russland ... und was das mit Deutschland zutun hat (haben könnte)
Am 8. Oktober sind Wahlen in Karelien, vergleichbar etwa den Landtagswahlen in Deutschland. Zugleich wird noch der Bürgermeister gewählt und mit ihm das Stadtparlament, hohe Zeit für die Kandidaten "Bürgernähe zu zeigen". Das soll ja auch in Deutschland so sein, wenn ich mich an meinen letzten Berlinbesuch erinnere.

Überall kleben Wahlplakate und die Wahlsendungen im Regionalfernsehen stehen deutschen Wahlspots an Einfalt in nichts nach. Auf den Strassen stehen Wahlkampfstände der Parteien und der Briefkasten quillt von Wahlreklame über. "Gegen das Schlechte und für das Gute", oder "was hat mein Konkurrent falsch gemacht und was werde ich demgegenüber erheblich besser machen", das sind die gängigen Slogans die man an jeder Ecke hört.



Aber in einem unterscheidet sich die rusische Wahl, die jedenfalls auf den ersten Blick wenig mit dem "Zettel falten" der "guten alten Zeit" zutun hat, von westlichen Wahlen. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es auf den Stimmzetteln nämlich einen Kandidaten der in Deutschland nicht antritt. Dieser Kandidat heißt "Keiner von den vorgeschlagenen Kandidaten". Die Russen können, im Gegensatz zu Deutschland, wo man seinen Frust nur mittels GarnichterstHingehen kundtun kann, sich "gegen alle" entscheiden. Der Kandidat "Gegen alle" hatte bei manchen Wahlen schon soviel Stimmen daß es dem einen oder anderen Provinzgouverneur unheimlich wurde. Daher kam auch schnell der Gedanke auf den Stimmzettel zu "reformieren" und "Gegen alle" erst garnicht zuzulassen. Das wäre die einfachste Art den Unmut nicht allzu offenkundig werden zu lassen. Aber bisher konnte sich das Parlament, die Duma, noch nicht durchringen "gegen alle" nicht mehr zur Wahl zuzulassen. Na dann schauen wir doch mal wie Herr "Gegen-Alle" diesmal gewinnt.

Wahlreklame in Karelien

Schade nur daß der Kandidat "Gegen-alle" nicht in Deutschland antritt, die Gesichter der Politiker am Wahlabend wenn den "lieben Wählerinnen und Wählern" gedankt wird, ein jeder erklärt warum er gewonnen hat, auch wenn er verloren hat, und auch dem letzten Wähler klargemacht wird warum er nur das Wahlprogramm nicht verstanden hat und daher die eigentlichen Wahlergebnisse viel besser aussehen, diese Show würde ich doch allzu gern einmal sehen.

Einen schönen Abend noch

Poka

Werner

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