Donnerstag, 19. Oktober 2006
Heute morgen im Fernsehen ... Privatisierung auf Russisch - Modell für Deutschland?
Wer sich auf den "Mein LIDL"-Bericht gefreut hat muß sich noch etwas gedulden. Einen Text gibt es schon, aber ehrlich, er gefällt mir noch nicht. Also nicht verzweifeln. Er kommt ganz bestimmt. Aber nun zu ganz was anderem.

Wieder mal zu spät aufgestanden. Es war einfach zu schön im Bett. Na ja, die Sonne scheint wenigstens, 5 Grad draußen. Also raus aus der Falle, unter die Dusche, frühstücken, Rühreier mit Speck, lecker.
Nebenbei das Morgenfernsehen, Nachrichten aus Rußland, nix Besonderes. Dann die tägliche Portion Kriminalität im Fernsehen.

Samara

Zur Aufbesserung ihres kläglichen - und wahrscheinlich auch verspätet eintreffenden - Gehaltes hat die stellvertretende Direktorin einer Mittelschule eine neue "Privatisierungsinitiative" gestartet. Gegen den lächerlichen Betrag von 660 bis 1.200 Euro kann man bei ihr ein ordentliches Abschlußzeugnis der Bildungsanstalt "erwerben". Ihre Kunden? Bevorzugt männliche Fast-Absolventen im Alter von 20 Jahren.

Früher noch als Holzdolar belächelt hat sich der Rubel dank des Öl- und Gasexports gemausert

Leider verkennt sie daß auch die "rechtswahrenden Organe" Anteil an ihrem Business nehmen könnten. Daß diese "rechtswahrenden Organe" - leider - auch nicht immer ganz immun gegen "Dankesschreiben ausländischer Zentralbanken" sind, steht auf einem anderen Blatt. Und so nehmen eben diese Staatsorgane denn auch regen Anteil am "Privatisierungsgeschehen" in Samara. Bei der Übergabe eines dieser "Entschädigungen" für ihre administrativen Bemühungen wird die stellvertretende Direktorin mit versteckter Kamera aufgenommen. Die nächsten Aufnahmen von ihr werden nach ihrer Festnahme schon nicht mehr im Stil von "Vorsicht Kamera" gemacht. Ziemlich verdattert sitzt sie in ihrem Stuhl und zieht zögernd ein Bündel Geldscheine hervor das von den "rechtswahrenden Organen" in weiser Vorhersehung mit Markierungen versehen wurde. Unter UV Licht leuchtet die Markierung unübersehbar. In ihrem Business soll sie so bis zu 200 Absolventen "versorgt" haben, kein schlechter Schnitt.

Der weitere Gang der Dinge kann vorhergesagt werden. Es gibt ein Gerichtsverfahren, die Angeklagte wird reuig ihr Handeln darlegen und je nachdem wie der Richter drauf ist, wird sie verurteilt werden.

Kaum verständlich für deutsche Juristenverständnisse kommen da dann so bizarre Urteile heraus wie "sieben Jahre auf Bewährung".

Und so wird die Gerechtigkeit wieder gesiegt haben. Leute in anderen Teilen Rußlands die im gleichen Business-Zweig tätig sind, werden für ein paar Tage abtauchen. Und dann nach wenigen Tagen ihr Geschäft wieder aufleben lassen.

So ist denn allen geholfen, die einen haben gesehen dass man sich doch an Gesetze halten sollte, andere tauchen für einige Zeit ab, nach einigen Tagen werden alle alles vergessen haben ... und Rußland kann wieder zur Tagesordnung übergehen ohne sich den Strapazen einer grundlegenden Änderung des Bildungswesens zu unterziehen. Und damit ist es Deutschland dann schon wieder recht ähnlich.

Bis dann

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