Donnerstag, 10. Mai 2007
Laß mich nicht grübeln... und AEG...
Im Jahre 2006 habe ich mir das Buch "Dont´make me think! Web Usability - Das intuitive Web" von Steve Krug zugelegt. Wer WEB Design oder Programmierung betreibt, für den ist das Buch, das in deutsch erhältlich ist, ein unbedingtes Muß.

Selten habe ich auf so kleinem Raum eine so komprimierte Abhandlung über "Usibility", also "Brauchbarkeit" von Software gelesen. Kurz, knapp und interessant und an einem Samstagnachmittag mühelos zu wuppen. Man kann das Buch bei AMAZON finden, es lohnt sich.

Aber seit ich das Buch gelesen habe fallen mir mehr und mehr Dinge auf, bei denen ich lauthals aufschreien möchte und rufen möchte "Dont´make me think!" Leider werden meine Rufe aber wohl ungehört verhallen. Seit Brauchbarkeit wohl nur ein Faktor bei der Produktentwicklung zu sein scheint, und offensichtlich nicht der wesentliche Faktor, treffe ich zunehmend auf Dinge die den Anschein erwecken sie seien mit einer sehr heißen Nadel gestrickt.

Hier also die erste Erfahrung mit Hightec Spielzeug bei dem mir der Slogan "Dont´make me think!" einfiel.

AEG
Vor Urzeiten habe ich einmal bei der AEG in der Berliner Sickingenstraße gearbeitet. Unser Werk stellte Funksendeanlagen - der Berliner Funkturm ist eines unserer bekanntesten Erzeugnisse- her. Auch auf dem sog. nicht-öffentlichen mobilen Landfunkbereich tummelten wir uns. Wer heute Polizisten mit einem grünen großen Funkgerät herumhantieren sieht, der kann sicher sein, daß er hier ein sog. "FUGI" der ehemaligen AEG Telefunken Sendertechnik vor sich hat. Wer kennt noch Pager? Die kleinen zigarettenschachtelgroßen Geräte mitels derer man Textmitteilungen empfangen konnte, sie sind heute Geschichte.

In unserem Werk hatte ich einen unheimlich beeindruckenden Kollegen, Horst Buchsmann. Hotte, der leider viel zu früh verstarb, war u.a. zuständig für die Telefonanlagen und die Verdrahtung der Großrechnerbildschirme und ich habe von ihm viel gelernt. Horst konnte mir auch erklären was die "dreifache AEG" ist. Es handelt sich dabei um:

A-uspacken

E-inschalten

G-eht nicht
---
A-lles

E-nttäuschte

G-esichter
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A-usschalten

E-inpacken

G-arantiefall
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An die dreifache AEG mußte ich heute wieder denken und so kam ich dazu.

Ich habe mir heute eine externe Festplatte für meinen Rechner bei SATURN gekauft. Die Platte soll der Datensicherung dienen. Eine 120-er Platte in einem kleinen Gehäuse für 85 Euronen, Anschluß über USB 2.0 und auf der Packung stand, auch für Mac, na prima, das was ich suche. Also auf geht es.

A-uspacken
Leichter gesagt als getan. Das Ding ist in eine dieser gottverdammten Blisterverpackungen eingeschweißt die man nur mit scharfem Messer oder sonstigen Utensilien öffen kann und vor Verlassen der Kasse ist mit Prüfen nichts zu machen. Interessanterweise ist auch das kleine Heftchen, das sich Bedienerhandbuch nennt, bombensicher mit in die Blisterverpackung eingeschweißt so daß man sich VOR dem Kauf nicht darüber informieren kann ob das Gerät nun auch wirklich mit einem Mac zusammenarbeitet.

Daß in deutschen Warenhäusern kein Verkäufer greifbar ist den man fragen könnte, an diesen Zustand habe ich mich in Deutschland schon gewöhnt, anders in Rußland wo die Verkäufer bienenschwarmgleich auf einen zustürzen. Seit in Deutschland Kunden nur noch eine Nebenrolle zu spielen scheinen und seit dem Betriebswirte das letzte Sagen haben, seit dem darf man fast sicher sein, daß bis auf den Chef und den Nachtwächter fast alle Mitarbeiter entweder wegrationalisiert worden sind oder durch fachunkundige Billigstkräfter ersetzt worden sind.

Der Nachtwächter wird demnächst wohl auch durch ein elektronisches System ersetzt werden.

Egal, ich nehme die Platte und zahle an der Kasse, da findet man noch einen bis zwei Mitarbeiter die einem Fragen aber auch kaum beantworten können. Zuhause angekommen:

E-inschalten
Flugs die kleine Platte an die USB Schnittstelle meines Powerbook angeschlossen. Geheimnisvoll beginnt eine blaue Lampe zu leuchten, prima. Im Inneren des Gehäuses klackert es, oh oh.

G-eht nicht
Normalerweise zeigen sich alle USB Geräte schnell auf dem Desktop meines Rechners, ob USB-Stick oder Kartenleser, alles läuft ... bis auf die kleine Festplatte, die will und will sich nicht zeigen. Auch der Versuch die Platte an einem WINDOWS Rechner zum Sprechen zu bringen scheitert.

A-lles E-nttäuschte G-esichert
Das bedarf wohl kaum einer weiteren Erläuterung.

A-usschalten
Also die Platte vom Rechner abgestöpselt.

E-inpacken
Die Platte nebst Kabel und Verpackung zurück in die Saturn-Tüte.

G-arantiefall
Mal schauen was Herr Saturn heute dazu sagt. Ich nehme den Rechner mit um das "Geht-nicht" vor Ort zu demonstrieren.

Ich bin mehr als sauer.

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