Freitag, 6. Oktober 2006
Komm laß uns schnell noch zum ALDI ... und Figaros Hochzeit
Wer "bemannt" oder "Beweibt" ist kennt diesen Freitags-Nachmittag-Satz. Also schnell ins Auto und ab "zum ALDI", auch wenn das traute Paar dann "Beim Lidl" oder "bei der NORMA" landet. Das "Zum ALDI" fahren hat sich so eingebürgert wie der Begriff "Tempo" der für Papiertaschentücher steht oder "Tesa" der für Klebefilm steht. Wie dem auch sei.

Leider hat das mit dem "Schnell zum ALDI" hier in Russland so seine Tücken. Erstens ist das Land insgesamt ein "wenig" größer geraten und zweitens hat es keinen ALDI - noch nicht - so zu sagen "ALDI-freie Zone" in Russland, leider. Andere Ketten sind da schneller, da sei nur McDonalds genannt. Aber die sind auch noch nicht nach Karelien vorgedrungen, leider. Der nächste McDo ist auch in Finnland und der nächste russische in St. Petersburg, 450 Km von hier.

Aber wer weiß, das kann sich ja vielleicht auch ändern.

Mein "nächster ALDI" jedenfalls ist eigentlich ein LIDL und er befindet sich in Finnland wo es heute hingeht. So ca. 400 Km karelischer und finnischer Straße stehen heute noch an. Ich nehme mein GPS Gerät mit und werde die Strecke und die Location von "LIDL" aufzeichnen und wer Google Earth installiert hat, der kann sich die dazu gehörigen Files bald hier herunterladen und im Google Earth dann sehen wo wir sind und wo "der nächste ALDI" ist wenn man im Norden Russlands lebt.

Zurück "zum ALDI". Beim Lidl in Joensuu finde ich alles was es sonst in Russland nicht zu kaufen gibt, die Preise sind denen in Deutschland ähnlich. Und wer wissen will wie die Shoppingtour endet, der sollte demnächst wieder hier hineinschauen.

Aber jetzt zum Thema Friseur. Es war lang schon wieder an der Zeit und gestern war es soweit. Um 19.30 zum Friseur? Kein Problem. Meiner hat sogar bis 22.00 offen. Also hin zu Slava.

Mein Friseur, Slava kommt aus Moldavien, kennt immer den Ortstratsch und ist insgesamt ein prima Kerl

(Slava kennt alle und jeden)

Slava kommt eigentlich aus Moldovien, dem kleinen Land zwischen der Ukraine und Rumänien. Moldavien ist eine ehemalige Sowjetrepublik und heute ein selbstständiger Staat. Die Hauptstadt von Moldovien ist Kishinev (sprich Kishinjov) und Moldavien lebt überwiegend von der Landwirtschaft (Weinanbau) und dem Export von Biligarbeitskräften die sich als illegale Bauarbeiter auf dem Bau in Moskau verdingen oder sich in einschlägigen Etablissements in den Rotlichtvierteln Russlands und Westeuropas als Animierdamen durchschlagen.

Der "Salon der Mode" liegt an der Hauptstrasse von Petrozavodsk, fast am Ende am Onegasee. Slava erwartet mich schon. In der folgenden halben Stunde erfahre ich wieder internes aus dem Stadtleben, das hier demnächst auch zu lesen sein wird, und verlasse neugestylt den Laden nicht ohne vorher noch 210 Rubel = 6 Euro zu zahlen.

Na ja, vielleicht nicht schön, aber das liegt jedenfalls nicht an Slava , das Ausgangsmaterial eben ...

(Slava gab sein Bestes, na ja, das Ausgangsmaterial eben ...)

So, das soll es aber für heute gewesen sein ... schließlich wartet "ALDI" ... äh LIDL noch ... in Finnland ...

Poka

Werner

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Mittwoch, 4. Oktober 2006
Warum ich meinen iPod liebe und was das mit Russland zutun hat
Wer es noch nicht weiß, ja, ich nutze keinen der üblichen WINDOWS Rechner wie die Mehrzahl meiner Freunde und Bekannten und Kollegen. Ich habe einen, was sage ich, mehrere, APPLE Rechner. Meist fragen mich die Leute ob "die nicht so teuer seien" und ob man mit dem auch "Standardsoftware" nutzen könne.
Um es vorweg zu sagen, man kann und wenn ich die Zeit rechne die ich sonst an meinem Rechner "herumgebastelt" und die ich nun sinnvoller nutzen kann, dann sind die Dinger auch nicht allzu teuer. Und designmäßig stellen sie die "Grauboxen" genauso in den Schatten wie die aufgemotzten Rechner die mittels LED Beleuchtung eher wie Abkömmlinge der Hamburger Herbertstrasse aussehen. Allerdings erreichen sie noch immer nicht die Preisregionen eines Medion-Aldi-Billig-PeCees.

Qualität hat eben seinen Preis und einen Mercedes bekommt man eben nicht für den Preis eines Logan (Womit nichts gegen einen Logan gesagt werden soll.).
Seit mehr als fünf Jahren werkele ich nun auf meinem APPLE (z. Zeit gerade auf einem Powerbook) und Viren, Trojanische Pferde, Würmer usw. sind Fremdworte für mich. Einen Nachteil haben die Systeme jedoch ... für die Freunde von "Leihsoftware", die APPLE Besitzer die ich kenne nutzen in der Mehrzahl der Fälle Originalsoftware ... und keine "Leihstellungen" mit Ewigkeitscharakter ;-).

Wie dem auch sei, als APPLE-User lag es nah dass ich mir irgendwann auch einen der APPLE iPods zulege. Und so habe ich seit langem auch einen der "MP3"-Player der Firma mit dem Obstlogo. Das gute Teil beinhaltet eine 60 Giga Festplatte und kann neben der obligaten Musik auch Fotos speichern.

Auf die Idee kam ich nicht weil ich einer der "For-Ever-Young"-Typen bin die sich mit aller Macht dem Jugendkult anschließt, sondern weil hier in meiner russischen Wahlheimat das Radiosendungsangebot bei Überlandfahrten äußerst dünn ist. Fährt man aus Petrosawodsk, der karelischen Hauptstadt, hinaus, so verstummt der Radiosender nach ca. 30 - 40 Km. Außerdem ist ist das russische Radioangebot auch nicht gerade so berauschend daß ich nun gleich umfallen könnte vor Begeisterung.

Ich habe lieber gern selbst die Wahl was ich hören will und so kam mir der iPod gerade recht. Nach und nach hat sich eine stattliche Sammlung auf dem iPod eingefunden und die gespeicherte Musik reicht ohne Pause für 5 Tage (wenn ich meinem iPod glauben darf) und umfaßt Zahra Leander (ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen), Lale Andersen (Wer ist denn das ? - Lili Marlen) bis zu Ton,Steine, Scherben.

Die Bilder meiner Enkelin sind auch hinzugekommen und was das kleine Wunderwerk sonst noch so kann bekomme ich Stück für Stück heraus.

Also bei Überlandfahrten durch Rußland "nicht ohne meinen iPod".

Meine HighTec Sammlung in meinem Auto, Navigator (der nur in der EU arbeitet, GPS Gerät um wichtige Punkte zu registrieren, iPod um immer die richtige Musik dabei zu haben)

(Mein Hightec-Cockpit mit Navigator, GPS Gerät und iPod)

Der iPod wird mittels einer Software namens iTunes (die es auch für WINDOWS gibt und die man kostenlos auf der APPLE Web Site herunterladen kann) mit Musik versorgt, hier die Bezugsquelle:

http://www.apple.com/de/itunes/

Nun kann man den iPod aber auch für andere Dinge nutzen. Man kann z. B. sog. "Podcasts" darauf laden. Podcasts, soweit ich es verstehe, sind die Audioform des Internettagebuchs, des Bloggs. Irgendwie kam ich zu dem Thema, bitte frage mich keiner warum. Jedenfalls bin ich jetzt "podcast"-infiziert und habe ein paar kostenlose Podcasts abonniert. Mein Lieblings Podcast ist der "RuPod", ein Podcast zu Russland. Mit viele Liebe und Originalität gemacht informiert der PodCast über Russland iund bietet eine Fülle von Informationen die mit einer gehörigen Portion Humor gewürzt sind. "Ivan" der Inhaber des PodCasts führt auch in die Geschichte Rußlands ein und die Folgen sind so gemacht daß ich jedesmal mit Ungeduld auf die neue Sendung warte. Hier ist der Link zum "RuPod" und wer weiß, vielleicht kauft sich ja der eine oder andere einen iPod (und Steven Jobs läßt mich an den Einnahmen teilhaben) und hört sich den "RuPod" an.

http://www.podster.de/view/3167

Bis dann

Poka

Werner

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Freitag, 11. August 2006
Leitern in Russland ... oder warum die russische Polizei noch an ihrem Kundendienst "feilen" muss
Sonntag abends, Fußballweltmeisterschaft, Endspiel Italien - Frankreich.

Obwohl Rußland nicht teilnimmt, sitzt doch das ganze Land schon seit einem Monat Abend für Abend vor dem Fernseher und bangt mit “seiner” Lieblingsmannschaft. Wer das ist? Meist ist es die Ukraine, die es in die Reihe der Mannschaften geschafft hat, die im Weltcup mitspielen dürfen und so berichtet das russische Fernsehen ausführlich über die Mannschaft und die Spieler von denen einige auch in russischen Vereinen ihr Geld verdienen. Auch die Deutsche Mannschaft zählt zu den Lieblingen der Fernsehnation und Reportagen mit Franz Beckenbauer werden am nächsten Tag eifrig rußlandweit diskutiert, auch im Nordwesten Rußlands, in Karelien.

Zuhause wird zur Zeit nur in den Übertragungs-Pausen geraucht und weil das Enkelkind zu Besuch ist gehen wir zum Rauchen auf den Balkon was auch seine Vorteile hat. Erstens bekommt man Bewegung, zweitens gibt es keinen Rauchgeruch in der Wohnung und drittens reduziert man so die Anzahl der nebenbei gerauchten Zigaretten erheblich, alles in allem ist es gut für die Gesundheit.

Dann Spielende, nach zweimaligem zusätzlichen Spielen jeweils 15 Minuten, ist auch noch keine Entscheidung gefallen. Das anschließende Elf-Meter-Schießen bringt dann den Sieg der Italiener, der in den folgenden Tagen noch weltweit diskutiert werden wird. Unser Erstaunen is groß denn als wir zur anschließenden Zigarette auf den Balkon treten, finden wir ... eine angelehnte Leiter die zu uns in den ersten Stock führt. Nun glaube ich nicht mehr an Märchen und Unsichtbare die die Leiter ggf. an den Balkon gelehnt haben könnten. Auch daß in Rußland nun eine neue Mode ausgebrochen ist Leitern des Nachts zu verschenken und sie an den Balkon des Beschenkten zu stellen, ist uns nicht geläufig. Geläufiger, weil schon einmal passiert, ist es uns hingegen, daß üble Zeitgenossen nicht nur des nachts sondern leider auch tagsüber Wohnungseinbrüche verüben. Und da während der Fußball WM zumindest zeitweilig eine deutsche Fahne den Balkon geziert hat könnte es sich vielleicht um den Versuch eines “unangemeldeten” Besuches bei den Ausländern handeln. Also schnell runter und die Leiter erst einmal konfisziert und im Hauseingang sichern.

Danach zurück in die Wohnung und die Polizei angerufen, die in Rußland Milizia heißt. Es entspannt sich ein Dialog etwa folgenden Inhaltes:

“Guten Abend, Miliz”

“Guten Abend, eben hat man versucht bei uns in der Wohnung in der Leningrader Straße 18 A, erster Stock, Wohnung drei, einzubrechen und dazu eine Leiter an unseren Balkon gestellt.”

“Welche Adresse?”

“Leningrader Straße 18 A”

“Gibt es solch eine Adresse?”

“Ja, hinter dem Haus Leningrader Straße 18 befindet sich das Gebäude und ich rufe Sie von dort aus an.”

“Wo ist das Haus?”

Ich erkläre der Frau genau wie ein Streifenwagen zu uns finden kann und daß hinter dem Haus Leningrader Straße 18, dem Haus mit dem Blumenladen, ein Weg direkt zum Haus Leningrader Straße 18 A führt. Sie verspricht, daß sie einen Streifenwagen schickt. Wir gehen wieder auf den nun leiterfreien Balkon und harren der Dinge die da kommen, oder auch nicht. Nach 10 Minuten erscheint ein eher TÜV verdächtiger russischer Jeep mit den Kennzeichen der Miliz oberhalb der Einfahrt die ich genannt habe und sucht sich seinen Weg zu unserem Haus, den er so nicht finden wird weil der Milizionär einfach falsch abgebogen ist. Dann verschwindet der mit einer Lampe beleuchtete Wagen zwischen den Garagen. Mir schwant nichts Gutes denn auf dem Weg wird er sich vollends verirren und in einer Sackgasse landen. Nach einigen Minuten hat der Wagen gedreht und sich auf den Weg unter unseren Balkon gemacht wo er wenig später eintrifft. Zwei junge Milizionäre steigen aus. ich erkläre den Sachverhalt und verhehle auch nicht daß die Leiter nun im Hauseingangsflur sichergestellt worden ist.

Darauf sagt einer der beiden “Herzlichen Glückwunsch.” Ich frage wozu er mir gratuliere. Darauf er, “Na, jetzt haben Sie eine kostenlose Leiter bekommen.” Auf die Frage was ich damit machen solle, schließlich sei es ein Beweisstück, geht er nicht ein. Ich könne ja am nächsten Tag - mit der Leiter - aufs Revier kommen und den Vorfall dort zu Protokoll geben, Die Sache gehe dann seinen behördlichen Gang. Ich kenne derlei Begegnungen und deren Resultate ... nämlich keine, bereits zur Genüge und beschließe den nächsten Tag sinnvoller zu verbringen als auf dunklen renovierungsbedürftigen russischen Behördenfluren zu sitzen, im Endeffekt einige Stunden Zeit zu investieren ohne Ergebnis. Mein Nachbar eine halbe Treppe tiefer nimmt die Leiter am nächsten Tag mit auf seine Datscha und am Ende sind alle zufrieden. Die Miliz muß keinen Aktenvorfall anlegen, ich spare einige Stunden Sinnlosigkeit und mein Nachbar hat eine neue Leiter für seine Datscha. Die Leiter, so versichert er mir, sei recht stabil und werde ihm sicher gute Dienste im nächsten Frühjahr leisten wenn es daran gehe die Dachrinne vom Herbstlaub zu befreien. Na dann also ... sind alle zufrieden und wir haben wieder eine neue Lektion im Kapitel “Der russische Staat als Dienstleister des Bürgers” gelernt. Und wenn jemand eine Leiter braucht ... einfach melden.

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