Mittwoch, 18. April 2007
Offener Brief an Thomas K. Faber und seinen Börsenbrief
Hinweise zum folgenden kostenlosen aber nachdrücklichen Gesundheits-Tipp:

Offenlegung zur hier bestehenden Interessenkollision (Disclose):
Der Verfasser nachfolgender Kundgabe und Gesundheitsempfehlung hat Thomas selbst auf Shortposition gesetzt und nachfolgend empfohlene gesundheitssichernder Maßnahmen im Depot und spekuliert darauf , daß Thomas nicht nur gesundheitlichen Nutzen daraus ziehen wird.

Heute war es mal wieder soweit. Thomas, den einige von Euch sicher auch in ihrem Postkasten vorfinden, hatte mal wieder an Anissa Buechler geschrieben. Gegenstand des regen Briefaustausches war mal wieder ein ganz heißer Aktientip den der liebe Thomas seiner Anissa übermitteln wollte. Leider - oder vielleicht auch Gott sei Dank - kenne ich die beiden nicht, aber ganz ehrlich, langsam gehen sie mir auf den Zeiger. Da ich beider nicht habhaftig werden kann, habe ich mich entschlossen beiden einen offenen Brief zu schicken in der Hoffnung daß einer von Euch sie ja kennt und ihn vielleicht übermitteln kann.

Lieber Thomas, liebe Anissa,

Leider kenne ich Euch nicht persönlich. Allerdings ist mir Eure engere Bekanntschaft auch kein allzu großer Herzenswunsch. Nur eines doch kurz und in aller Freundschaft, lieber Thomas.

Du müllst mit schöner Regelmäßigkeit meinen und die elektronischen Postkästen meiner Kumpels zu. Glaub mir, das macht uns irgendwie sauer und die Anzahl Deiner Freunde steigt damit auch nicht. Schau doch mal genau hin. Du adressierst Deine angeblichen heißen Tips an Anissa, aber oh Wunder, die Post landet immer bei mir. Ich versichere Dir, ich war nie, bin nicht und werde nie Anissa sein. Und mit Nachnamen heiße ich auch nicht Buechler. Das sollte Dir doch schon auffallen wenn Du meine Emailadresse, die ich hier nicht wiederhole ;-), mit den Namen Buechler und Anissa vergleichst. Oder hast Du etwa eine starke Sehschwäche? Dann solltest Du nicht Aktien einer unbekannten Bude anpreisen sondern die Aktien von Rodenstock oder anderen namhaften Optikfirmen, Zeiss zum Beispiel. Da tätest Du ein gutes Werk.
Und warum in aller Welt steht in der Mail auch noch ein CC: Anissa Buechler? Wenn Du ihr schon schreibst dann braucht die Gute nicht noch auf „CC:“ gesetzt zu werden. CC heißt nämlich Carbon Copy, was soviel wie Kopie bedeutet. Also wenn Du ihr schreibst und dann noch eine Kopie des Schreibens durchs Netz jagst, dann nutzt Du die Bandbreite des Netzes zweimal wobei einmal schon reichen würde. Haste nicht gewußt? Nichts für ungut, jetzt weißt Du es, also laß das in Zukunft weg, versprochen?

Ich habe mal darüber nachgedacht warum Du den ganzen Zauber überhaupt veranstaltest. Und weißt Du was dabei herausgekommen ist? Na? Ganz einfach. Du preist hier Schund an der nicht einmal das Papier wert ist auf dem es gedruckt ist. Leichtgläubige die eben mal „gestern reich werden wollen“ fallen auf den Quatsch rein, kaufen in der Tat diese wertlosen Papierchen, der Kurs steigt und ... Du machst ganz schnell Kasse weil Du auch schon auf so einem Haufen bisher wertlosen Altpapiers sitzt, das über Nacht den Kurs von sagenhaften 9 Cent auf sagenhafte 17 Cent macht.

Du sagst die „Kursrakete“ habe schon im Februar „enorm angezogen“. Na ich bitte Dich, sie ist im Moment bei 9 Cent - in Worten neun. Was war denn dann der Kurs im Februar? ein halber Cent? Schnelles Geld, muß ich zugeben. Die Einfaltspinsel können sich dann mit dem Trost abfinden daß ihr Geld nicht weg ist, sondern sich nur woanders befindet. Glaub mir, auch das erhöht die Anzahl Deiner Freunde nicht. Aber vielleicht ist Dir das ja egal immer getreu dem alten Motto „viel Feind, viel Ehr“. Und außerdem agierst Du ja in der Anonymität des Internet ... meinst Du. Stimmt, technisch ist es ausgesprochen schwierig Dich aufzuspüren. Verlassen würde ich mich nicht darauf.

Denk doch mal nach. Nehmen wir mal an Du machst tatsächlich die Kohle Deines Lebens, auf Kosten anderer. Glaub mir, die sind dann nicht nur sauer, die sind stinkesauer. Und obwohl die kaum Lust haben werden dem schlechten Geld noch gutes Geld hinterher zu werfen würde ich auch darauf nicht bauen wenn es darum geht den Kerl zu finden der einen so über den Leisten gezogen hat. Mehr dazu unten unter dem Stichwort allsonntägliche Kollekte. Also zusammenfassend haben wir hier zwei Gruppen variabel stinksauerer Leute, aus welchem Grunde auch immer. Nehmen wir mal an Du hast 500 Naivlinge gefunden die Du über den Tisch gezogen hast. Hinkommen vielleicht noch 2.000 Leute die Du mit Deinem Spam-Mist, sorry, Deiner unverlangten Werbung, nervst. Macht summa summarum 2.500 saure Typen. Beiden Gruppen ist daran gelegen Dich so oder so zu erwischen. Und Du sitzt irgendwo, heißt wahrscheinlich auch weder Thomas, noch bist Du der unumstrittene Börsenkönig in einer Klitsche die mit dem Namen „Int. Investment Reporte Online“ trägt, sondern einfach jemand der naive Zeitgenossen betrügt oder anderen, weniger Naiven einfach auf den Zünder gehst.
Nehmen wir mal weiter an daß Dein Börsenletter in alle deutschsprachigen Länder fliegt, ich hoffe Du hast Deutsch-Südwest-Afrika nicht vergessen. Da kommt schon ein ganz schönes Säuerniskapital zusammen.

Dein „heißer“ Tip ist aber unglücklicherweise eben nicht nur dort gelandet, sondern, weiß der Teufel wie, auch in Rußland wo ich bin. Hast Du nicht geahnt? So, jetzt weißt Du es, jawohl Rußland. Und damit wären wir beim eigentlichen Thema. Rußland hat, wenn Du im Geschichtsunterricht ein bißchen aufgepaßt hast und nicht nur versucht hast der Geschichtslehrerin während der Unterrichtsstunde unter den Rock zu gucken, eine lange und bedauerlicherweise auch äußerst blutige Geschichte.

Nun gut, die Geschichte Rußlands ist in extenso kein Unterrichtsgegenstand deutscher Schulen, daher ein wenig Nachhilfe. Bei der russischen Geschichte deutscher Unterrichtsprägung kommt es über die in Sachsen-Anhalt gebürtige Katharina die Große, die ihren ebenfalls deutschstämmigen Ehemann, Zar Peter den Zweiten, beseitigen ließ und Ivan den Schrecklichen, der seinen Sohn ebenso auf dem Gewissen hatte wie seinerzeit Peter der Große den seinen, kaum hinaus. Der Einfall der Tataren in Kiew der mit dem Abrannt der Stadt endete kommt darin meist ebensowenig vor wie der Tod des Fürsten Michael aus Tver, der naiv wie er war, dem Ruf seiner Lehnsherren, der Tataren folgte und den die Tataren in Sarai am Unterlauf der Wolga zu Tode marterte.
Du siehst, Vater-,Mutter-, Bruder- oder Schwestermord haben hier eine längere Tradition so daß der Gifttod des ehemaligen KGB Mitarbeiters in London fast schon als folgerichtig und gottgegeben anzusehen wäre. M.a.W., nicht die allzu feinsten Sitten hier. Nun glaub ja nicht, daß ich damit zum Lynchen von Spammern aufrufen wolle, in Sonderheit nicht zum Lynchen von Leuten wie Dir, bei weitem nicht. Obwohl manchmal hätte ich nicht übel Lust dazu, aber ich merke, ich schweife ab. Zurück zum Thema.

Hier in Rußland, das hast Du vielleicht schon einmal gehört oder in der Tagesschau gesehen, hat sich eine neue Art der Nachbarschaftshilfe breit gemacht die immer dann eingreift, wenn herkömmliche Methoden zur Lösung von Problemen nicht mehr adäquat erscheinen. Diese Art der nachbarschaftlichen Kooperation hat zur Herausbildung von ganz neuen Sportarten geführt, die sich in einschlägigen Kreisen ungeteilter Beliebtheit erfreuen. Dazu zählen neben der nachdrücklichen Einladung zu Extremalurlauben an gänzlich unzugänglichen Orten, wobei der Urlaub bei Begleichung der Unterkunftskosten und einer Reisepauschale durch nahe Angehörige meist beendet und der Urlauber nach hause geschickt wird, auch solche Extrem-Tour-Angebote wie das allseits bekannte und beliebte Betonschuhlaufen am Grunde der Wolga.
Diese Nachbarschaftkooperativen haben darüber hinaus im Rahmen der Globalisierung bereits Außenfilialen gegründet und erfreuen sich auch in Deutschland allseitiger Wertschätzung. Falls zum Beispiel ein als mittellos erscheinender Schuldner , der trotz seiner Bedürftigkeit erheblich über den Hartz IV Sätzen lebt, den Gläubigern immer wieder weiß machen will, daß bei ihm nichts zu holen sei und alles Geld der Oma, der Großtante oder sonst wem gehöre, dann kann das Eingreifen dieses Schuldnerbetreuungskollektivs zur wundersamen Zahlung von Außenständen führen.
Was alles hat das mit Dir zutun, wirst Du fragen. Ganz einfach, rekapitulieren wir einmal das bisher Gesagte. Wir haben:

1. 500 Naivlinge die ihre Kohle bei Dir verbrannt haben und die deswegen sauer auf Dich sind,
2. 2.000 Leute die Deinen Müll einfach nicht mehr in ihrem Emailkasten finden wollen und Dich zum Teufel wünschen,
3. Preiswerte russische Kollektive, die auf die Lösung außergewöhnlicher Fälle spezialisiert sind,
4. Einen Findigen der die unter Nummer 1. Genannten über das Ohr gehauen hat und der deshalb jetzt eine erklägliche Geldsumme sein eigen zu nennen glaubt und der sich in der Anonymität des weltweiten Internets sicher wähnt.

Wie bringen wir all das unter einen Hut? Na denk doch mal nach, Du bist doch sonst nicht allzu begriffsstutzig. Also ist doch ganz einfach. Stell Dir mal folgendes Szenario vor - nur so als Beispiel. Irgendjemand beginnt Geld zu sammeln und ein Prämie auf Dich auszusetzen. Das soll ja schon vorgekommen sein und der Fall des Jungspundes aus Rothenburg an der Wümme, der seinerzeit die Welt mit dem „I-Love-You“-Virus „beglückte“ spricht beredte Bände davon daß man mit Geld einiges bewegen kann, aber das weißt Du ja selbst, deshalb willst Du ja auch an die Kohle. Und das Internet hat ihn auch nicht geschützt wie wir jetzt wissen.

Also, wo waren wir stehen geblieben? Die Kopfprämie, richtig. Nehmen wir mal an jemand richtet so ein Paypal-Konto ein zum Sammeln einer allsonntäglichen Anti-Spammer-Kopfprämie. Da kann man schon mit kleineren Summen dabei sein. Und wenn man dem untergetauchten Aktiendealer auch nicht selbst ans Leder kann, dann kann man wenigstens mit einer kaum spürbaren Summe dafür sorgen, daß der Lude „in die richtigen Hände“ gerät und sich nicht mit einem frühkindichen „ich-mußte-immer-früh-ohne-Teddy-ins-Bett-und daher bin-ich-so“-Komplex vor einem Gericht herauswinden kann. Wenn jeder Deiner bisher genannten 2.500 Fans so um die zwei Euro einzahlt, eine realistische Summe, dann hat man da schon ein schönes Sümmchen. Den Gedanken halten wir jetzt mal fest und kommen zu einem zweiten Gesichtspunkt den Du vielleicht bisher übersehen hast.

Die Kohle, die Du anderen Leuten herausgeleiert hast bleibt nämlich auch nicht im Verborgenen. Sei es daß Du selbst den Mund nicht halten kannst, wie es so oft im Leben vorkommt, sei es daß sich Dein Nachbar mit Hartz IV wundert warum Du Dein Haake-Fertighaus schon abgezahlt bekommst obwohl die Hypothek noch zehn Jahre laufen müßte, sei es daß sich Deine Schwiegermutter, die Dich schon immer für eine Niete gehalten hat, nun über den neuen BMW X3 wundert, daß also diese Dame mißtrauisch wird. Ziemlich viele Zeugen, findest Du nicht? Du siehst, ganz schön schwierig das mit dem Geld.

Nehmen wir mal weiter an, daß Dein plötzlicher Reichtum nicht überall auf ungeteilten Beifall trifft, m.a.W. daß Du das Opfer der Neidgesellschaft wirst. Was meinst Du, da wird sich doch sicher jemand finden, der gegen entsprechende Entlohnung den zielsicheren Tip gibt, der Dich ans Messer liefert - Oh Verzeihung. Du meinst Dir passiert das nicht? Würdest Du eine Wette darauf abschließen? Also, sag ich doch. Denk doch bloß mal an das neue Testament, da hat sogar jemand Gottes Sohn verpfiffen und Du? Du bist nicht Gottes Sohn und das solltest Du nicht vergessen, denn erstens hapert es dann mit der Wiederauferstehung und zweitens kommen wir jetzt zum dritten und für Dich wesentlichen Gesichtspunkt.

Ich habe ja diese russischen Schwere-Fragen-Lösungs-Kollektive erwähnt, Du erinnerst Dich? Und die sind mit ihrem Wirkungskreis nicht auf Rußland begrenzt. Auch soweit kannst Du mir noch folgen, nicht wahr?
Nähmen wir jetzt unter dem dritten Gesichtspunkt einmal - rein hypothetisch - an jemand würde so ein Kollektiv anheuern gegen Obulus finanziert aus der Allsonntagskollekte bei Paypal. Du denkst das geht nicht? Ich will Dich nicht desillusionieren, aber Du hast keine Ahnung für welche lächerlichen Preise man hier jemanden „bestellen“ kann. Und der Hinweis darauf, daß bei erfolgreicher Problemlösung noch eine Prämie winkt die aus dem Aktienbeschiß gezahlt würde, ich garantiere, der wirkt Wunder. Was meinst Du, ob die Jungs sich das entgehen lassen würden? Ich denke mal kaum und nachdem was ich so weiß würden sie von Dir erst ablassen wenn die letzte Kopeke in deren Händen ist und Du in den ewigen Jagdgründen. Du weißt doch, die Sache mit dem Indianer der nur als Toter einen guten Indianer abgibt.

Habe ich erwähnt daß die Jungs aus diesen Kollektiven manchmal ausgesprochen schlechte Elternhäuser hatten und daher manchmal im Übereifer ein wenig über das Ziel hinausschießen? Also damit Du mich recht verstehst, ich rede hier nicht der Selbstjustiz das Wort, ich meine nur, daß ich unter Freunden verpflichtet bin, Dir das ganze Ausmaß Deines Handelns einmal vor Augen zu führen. Keiner Will von uns daß Deine Gesundheit erst in einem viermonatigen Klinikaufenthalt mit anschließender Achtmonats-Reha wiederhergestellt werden muß. Gott behüte daß jemand etwa nur wegen schnöden Mammons sich hergibt und Dir zu nahe tritt. Das wollen wir doch alle vermeiden oder?

Und wenn Du abschließend noch erwähnst daß es so viele gleichartig Handelnde im Internet gibt und warum man ausgerechnet auf Dich verfällt? Dann sag ich Dir, weil Du wahrscheinlich ein prima Exempel für alle Spammer abgibst und wenn einem wie Dir mal über die Hände gefahren wird so daß Du in den kommenden Monaten das Keyboard nur noch mit einem unter Einsatz schwerster Schmerzmittel in den mittlerweile zahnlosen Kiefern gehaltenen Mundgriffel bedienen kannst, dann wird vielleicht auch anderen klar daß sie den Sch*** einstellen. Und dann haben wir alle auch wieder mehr vom Internet. Und das verstehst und willst Du ja letztlich auch, denke ich mal. In diesem Sinne

Vergiß nicht Anissa zu benachrichtigen, für die gilt nämlich ähnliches.

Schönen Tag noch und ... immer nen Stier an der Börse ... oder so.

P.S. Solltest Du den „Wichtigen Gesundheitshinweis“ in den Wind schlagen dann würde ich das an Deiner Stelle nur dann machen, wenn ich eine gute Ergänzung zu meiner gesetzlichen Krankenkasse hätte. Wie Du sicher weißt sind sowohl orthopädische als auch kieferorthopädische Leistungen und Zahnersatz in der gesetzlichen Kasse auf das unumgängliche Mindestmaß begrenzt. Und ob ein Börsenguru mit halbherzig hergestelltem Kassengebiß so gut aussieht, ehrlich gesagt, da habe ich meine Zweifel. Ach ja, bevor ich es vergesse, das ist der erste und einzige Shortpositionhinweis. Als nächstes folgt dann Paypal wo Du auch spenden kannst. Nichts für ungut.

PPS. und heute hat Thomas Wagner von der gleichen Klitsche wieder geschrieben, bzw schreiben lassen. Ehrlich Thomas, Du kennst nicht mal Deinen Familiennamen? Nun heißt Du Wagner? Egal, aber eine Email Adresse ist dabei:

cristalker@versanet.de

Also liebe Internetbots, lest mal die Adresse und dann schickt ihm, ihr, ihnen Viagra, Penisverlängerungen, Cialis und Uhrimitate bis zum Abwinken, gelle? Danke schon einmal im Voraus.

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Dienstag, 17. April 2007
Ostern ... ein Sheriff sieht "rot" .. der "schnelle Schluck" davor, danach, oder zwischendurch ... und "nie mehr allein"
Vor mehr als einer Woche war das Osterfest in Rußland. Das Osterfest ist *DAS* kirchliche Fest. Während es in der westlichen Welt Weihnachten ist, ist es in der orthodoxen Welt das Osterfest.
Zufällig fiel das russisch-orthodoxe Osterfest mit dem westlichen Osterfest, dem Osterfest der georgischen Kirche und dem der serbisch-orthodoxen Kirche zusammen. Der Termin an dem die russisch-orthodoxe Kirche das Osterfest feiert bestimmt sich nach Stand von Mond und Sonne und dem jüdischen Osterfest und so variiert der Termin jedes Jahr. Das früheste Osterfest kann am 5. April sein während der späteste Termin Anfang Mai liegen kann.
Das Osterfest wird mit einer kirchlichen Liturgie in der Nacht von Samstag auf Ostersonntag begangen. Im Verlauf der Messe zieht die Gemeinde um die Kirche und der Priester ruft „Christus ist auferstanden.“. Die Gemeinde antwortet mit „Er ist wahrhaftig auferstanden.“ Die Messe nimmt mehrere Stunden in Anspruch und da in der orthodoxen Kirche keine Bänke stehen bedarf es schon einiger sportlicher Kondition um die Ostermesse durchzuhalten.

Der traditionelle russische Osterkuchen "Kulitsch" ... hmmm .. lecker

Die Messe aus der Christi-Erlöserkathedrale aus Moskau wird life im Fernsehen übertragen und während der Messe kann man die ganze Elite von Staat und Wirtschaft - mit Ausnahme des Präsidenten - zu Gesicht bekommen.
Ich habe mir das erspart und mir statt dessen eine Ostermesse-Übertragung aus einem kleineren Moskauer Kloster zu Gemüte geführt in dessen Fortgang einiges zum Osterfest, zu den kirchlichen Ritualen und zur russisch-orthodoxen Kirche erklärt wurde. So habe ich gelernt, daß das Osterfest seit der Zeit Peters des Großen bis zur Oktoberrevolution sogar mit einem Feuerwerk begangen wurde. Zur Sowjetzeit wurde Ostern nicht mehr offiziell gefeiert und nur zur Zeit des „Großen vaterländischen Krieges“ - des 2. Weltkrieges - wurde die Kirche unter Stalin instrumentalisiert um die letzten vaterländischen Gefühle zu wecken. In der Zeit durfte die Kirche auch ihre Ostermesse - zumindest in Moskau - feiern. Die Christi-Erlöserkathedrale die vor einigen Jahren wieder an dem Platz steht an dem früher ebenfalls eine Kathedrale gestanden hat, wurde unter Stalin gesprengt um Platz für einen Monumentalbau am Ufer der Moskva zu schaffen. Allerdings stellte sich bei den Bauarbeiten heraus, daß der Untergrund nicht genug tragfähig war so daß man schließlich gezwungen war auf den Monumentalbau zu verzichten. Das Fundament war allerdings schon ausgehoben und so machte man aus der Not eine Tugend und schuf ein Ganzjahresschwimmbad am Ufer der Moskva. Unter offenem Himmel konnten die Moskoviter das ganze Jahr über schwimmen.
Unter Bürgermeister Juri Lushkov, dem energischen Bürgermeister Moskaus, hat sich viel getan in der Stadt und Moskau, die Partnerstadt Berlins, die im Gegensatz zur Känguruh-Town Berlin - große Sprünge aber nix im Beutel - keinerlei finanziellen Probleme hat, sondern eine absolute Boomtown ist, stürmen die Immobilienpreise in den Himmel. Unter Herrn Lushkov und seiner Frau Jelena Baturina, die ganz nebenbei die reichste Frau Rußlands ist, wurden Pläne gemacht die Christi-Erlöserkirche wieder auferstehen zu lassen. Um das Stadtbudget nicht unnötig mit den Kosten dieses Prachtbaus zu belasten wurden Spenden gesammelt und wer sich gutstellen wollte mit der Stadtverwaltung war gut beraten sich, mit namhaften Beträgen am Wiederaufbau der Kathedrale zu beteiligen.
Wer in Moskau ist, sollte sich einen Besuch der beeindruckenden Kathedrale nicht entgehen lassen.

Und ganz nebenbei ist nicht nur der Herr auferstanden, auch meinen iPod hat es zurückverschlagen ins Leben ... nachdem er so eine Woche am USB-Anschluß meines Rechners gehangen hatte, Ostern, das Auferstehungsfest eben.

Ein Sheriff sieht rot .. Showdown auf dem Highway...
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken sei es hier vorweg angemerkt. Russische Polizisten sind unterbezahlt und viele der Militsionäre - so heißen die Polizisten hier - versehen klaglos ihren Dienst um das anwachsende Chaos auf russischen Straßen in erkennbaren Grenzen zu halten, das sich anderenfalls noch weiter entfalten würde. Bekannt ist auf der anderen Seite auch, daß russische Militsionäre schon einmal „kreative Wege finden um ihr kärgliches Gehalt aufzubessern“. Das soll hier aber nicht der Punkt sein um den es geht. Interessanter war mir auf meiner letzten Fahrt nach Moskau einer dieser „Sheriffs“ die vereinzelt in der russischen Militsia zu finden sind. Blau- und Rotlicht auf dem Dach des Dienstwagens scheint ihnen eine Art von Unantastbarkeit zu verleihen vor der viele Bürger einzuknicken scheinen. Bei der letzten Fahrt hatte ich das besondere Vergnügen die ganzen Vielfalt dieser „rechtswahrenden Organe“ zu begutachten.

Die russische Polizei mal etwas lockerer

das war er übrigens NICHT

Von Tver nach Moskau sind es rund 160 Km und wenn man alle Verkehrsregeln beachtet, so z.B. die 60-Km/h Grenze für Fahrten durch Ortschaften, dann kann so eine Fahrt schon einmal drei Stunden in Anspruch nehmen - sofern kein Stau ist.
Ich fahre also meine 60 Km/h und überhole einen der alten Diesel-Lkw die mit ihrer Abgasfahne schon von weitem von ihrem Vorhandensein künden. Hinter mir kommt ein Militsia-Fahrzeug (ohne Sirene oder Blau-Rotlicht) mit hoher Geschwindigkeit heran. Wohin? Ich beschließe den Überholvorgang ordnungsgemäß abzuschließen. Da habe ich den „Sheriff“ des Moskauer Bezirks nicht gekannt. Erst wird die Lichthupe benutzt, dann wird so dicht aufgefahren daß das Nummernschild schon nicht mehr zu sehen ist. Dann folgt ein „Tröt-tröt“ mit dem Außenlautsprecher und als das nichts fruchtet - irgendwie habe ich wohl ein „Vergiß-Es-Syndrom“ in dem Moment - wird das Blaulicht eingeschaltet. In dem Moment bin ich aber schon am Diesel vorbei und fädele wieder auf die rechte Fahrspur ein. „Kapitän Wichtig“ scheint außer sich zu sein daß ein Pkw es wagt sein Schumacher-Rennen zu behindern und im Überholen schlenkert er „mal kurz“ auf meine Spur um mir zu zeigen wer hier „der Herr “ ist. Dann tritt er das Gaspedal wieder voll durch und entschwindet bald aus meinem Blickfeld. Zehn Minuten später steht der Audi A8 mit dem blauen Nummernschild der „rechtswahrenden Organe“ vor einer am Straßenrand befindlichen Kneipe. Na ja, vielleicht hat die Blase gedrückt, wer weiß das schon.
Am gleichen Tag stellt sich ein weiterer „Sheriff“ mit seinem Auto mitten in Kreuzung, nachdem er alle an der roten Ampel brav Wartenden überholt hat und wartet auf das grüne Licht der Ampel - mitten in der Kreuzung.
Drei weitere niegelnagelneue Polizeifahrzeuge fahren mit Blaulicht und mindestens 100 Km/h durch eine 40 Km/h-Zone die zugleich mit dem Schild „Vorsicht Kinder können die Fahrbahn kreuzen“ ausgeschildert ist. Mein Bedarf an Rowdytum bei der hiesigen Militsia ist für den Tag gedeckt. Wie soll Verkehrsdisziplin entstehen wenn die Gesetzeshüter öffentlich demonstrieren was sie von Recht und Gesetz halten, das ist eine Frage die in Rußland bisher noch ohne Antwort ist.

Schnellschluck ... oder „Haben Sie ein Problem mit Alkohol?“ „Nein, nur ohne“

Rußland ist, soweit man der Weltgesundheitsorganisation glauben darf, führend beim Konsum „harten“ Alkohols. Der hohe Alkoholkonsum ist schon seit Urzeiten ein Problem und die verschiedensten Ansätze russischer Regierungen den Alkoholkonsum zu begrenzen werden von der Bevölkerung immer wieder ad absurdum geführt.
Versuche den Alkoholkonsum unter Michael Gorbatschow zu begrenzen führten dazu, daß einerseits der Zucker knapp wurde, weil weite Teile der Bevölkerung auf Selbstgebrannten auswichen, den sogenannten „Samogon“, ein Getränk das, wenn es fachmännisch hergestellt wird sich durchaus mit fabrikmäßig hergestellten Wodka durchaus messen kann.
Andererseits veranlaßten voreilige lokale Politiker in vorauseilendem Gehorsam daß ganze Weingebiete vernichtet wurden. Damit wurden zum Teil hochwertige Reben vernichtet und die Bevölkerung dieser Gebiete die traditionell vom Weinanbau lebte, stand mit einem mal ohne Einkommensquellen da.
Die vernichteten Rebstöcke führten andererseits dann dazu, daß der Wein dieser Gebiete urplötzlich und zum Erstaunen aller wieder auf dem Markt auftauchte - als fragwürdiger Panschwein aus unerfindlichen Quellen. Der wurde dann zu Originalpreisen „unters Volk gebracht“. Die Folge ist, daß heute kaum mehr jemand den einheimischen Weinen traut die mit dem Siegel „abgefüllt in Moskau“ auf den Markt kommen. Billiger Wein aus Moldavien, Bulgarien, Italien und Spanien sowohl als auch französischer Wein tun das Ihrige um hochwertigen russischen Weinen, soweit sie noch zu haben sind, das Wasser abzugraben. Auch „deutscher“ Wein findet sich im Angebot. Allerdings kann kaum ein Einheimischer lesen was da in deutsch auf den Etiketten steht. Da heißt es dann „hergestellt aus Weinen der Europäischen Union“. Und das kann alles bedeuten wie wir seit dem Weinskandal wissen. Der russische Verbraucher freut sich und kauft es trotzdem, ist ja „Made in Germany“. Deutsche Qualitätswinzer und Hersteller qualitativ guter Massenweine verschlafen derweil den Markt.

Aber nicht Wein, sondern Wodka ist das was man gemeinhin mit Rußland in Verbindung bringt. Wodka gibt es in fast jedem Supermarkt. Die Versuche der russischen Regierung den Alkoholmarkt, insbesondere den illegalen, in den Griff zu bekommen sind so vielfältig wie das Wodkaangebot selbst. Im Gegensatz zu manchen angebotenen Wodkasorten sind die Regierungsmaßnahmen allerdings weniger durchschlagend.
In manchen Läden findet man heute noch separate Abteilungen für den Verkauf von Alkohol und Zigaretten. Diese Abteilungen stammen aus einer Zeit als ein Regierungserlass die Einrichtung separater Abteilungen verordnete. Hochpreisige Angebote stehen überall in abschließbaren Schränken um den „Schwund“ in erträglichen Grenzen zu halten.
Alkohol wird mit Steuerbanderolen versehen. Leider haben diese Banderolen den unerwünschten Nebeneffekt daß sie nicht immer von der Druckerei dorthin gelangen wo sie hin sollen. Der Schwund an Akzissenmarken war teilweise so stark, daß sich die Regierung kurzer Hand entschloss neue Marken auszuteilen und die alten Marken ab einem bestimmten Datum für ungültig zu erklären. Als Folge mußten die mit einer Altbanderole versehenen Alkoholbestände an den Hersteller zurückgegeben werden um dort neu etikettiert zu werden. Als kleine weitere Nebenfolge kamen die Hersteller dabei manchmal in den Besitz von Produkten die entweder außer dem Etikett der Flasche nichts mit der Originalabfüllung zutun hatten oder die beim Transport in den Handel mal eben „von Lkw gefallen“ waren und nun auf wundersame Weise wieder beim einstigen Versender auftauchten.
Ausländische Hersteller waren besonders betroffen, denn die ausländischen Erzeugnisse, die bereits verzollt waren, mußten Rußland wieder verlassen. Man kann sich denken daß es viele kreative Lösungen gab um dieses Prozedere zu umgehen. Heute soll eine zentrale Datenbank in der alle Chargennummern und Banderolennummern registriert sind für Ordnung sorgen. Leider erlauben die örtlichen Telekommunikationsleitungen nicht immer den Zugriff auf diese Datenbestände. Aber schön aussehen tut es allemal schon wenn man mit Hightech auf Jagd nach illegalem Fusel geht. Leider löst das keine Probleme.
Gegen Ende letzten Jahres nahm der Konsum illegalen Alkohols, u.a. auch von Methylalkohol solche Formen an, daß in 10 Regionen der örtliche Notstand in den Krankenhäusern ausgerufen werden mußte. Die überlebenden Alkoholabhängigen hatten wahllos alles konsumiert was den Kopf zum Drehen bringt und sich ganz nebenbei erklägliche Leberschäden zugezogen. Andere hatten weniger Glück und waren an dem Fusel verstorben.

Für den kleinen Durst zwischendurch

Geschüttelt ... und nicht gerührt ...
Wodka kann man in den verschiedensten Preislagen erwerben. Von der Marke „Gleichblind“ die außer dem Namen nichts mit Wodka gemein hat, sondern bei der er sich um Industriealkohol handelt, bis hin zu hochpreisigen Erzeugnissen die auch schon einmal im Bereich von 600 Rubel oder höher angeboten werden, kann man alles finden.
Ich habe neulich für einen Zehntel Liter Wodka im Jogurtbecher 3 Rubel 80 Kopeken bezahlt s.o. Das macht 38 Rubel, also etwas mehr als einen Euro, für einen Liter dieses zweifelhaften Erzeugnisses das damit nur geringfügig teurer als Milch mit 3,5 % Fettgehalt ist. Der Verkauf von Wodka in dieser Verpackung ist schon seit langem nicht mehr erlaubt aber die Steuerbanderole zeigt daß alles seine Richtigkeit hat. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um ein Angebot für all diejenigen die nicht mehr in der Lage sind einen Schraubverschluss ohne Verschütten zu öffnen, der „Aufreißer“ als Helfer in der Not also.
Woran erkennt man nun also „guten“ Wodka? Keine Ahnung ehrlich gesagt. Hat man eine Flasche „guten“ Stoffs gefunden, ab 90 Rubel aufwärts für den halben Liter, dann kann man nicht unbedingt sicher sein daß die nächste Charge nicht aus einem Kellerlabor stammt, leider. Einheimische behaupten daß man die Flasche verkehrt herum halten soll und sie dann mit kreisenden Armbewegungen drehen soll. Bilden sich dann kleine Bläschen in dem entstehenden Trichter dann sei das ein Zeichen daß der Wodka jedenfalls einigermaßen o.k. sei. Wer es glaubt ...
Der nach Deutschland exportierte Wodka der Firma „Kristall“ aus Moskau, Handelsname „Stolichnaya“ ist jedenfalls o.k., keine Bange. Und hier konsumiere ich, wenn es denn sein muß Wodka der Firma Veresk, und den gibt es leider nicht im Export.

Krasnie Gorki
Letzten Sonntag wurde die Osterwoche offiziell beendet. Das Ende der Osterwoche heißt „Krasnie Gorki“ und dieser Sonntag ist der Tag der nach dem Glauben der Russen am besten zum Schließen einer dauerhaften Ehe geeignet ist. Daher sieht man an diesem Tag auch ausgesprochen viele Hochzeitspaare. Nach einem anderen Glauben bleibt der / die, die an diesem Tage noch ohne Partner ist, das ganze Jahr über allein. Also heißt es sich ranhalten wenn das Jahr nicht zum Jahr des Singles werden soll.

Na dann, bis demnächst

Werner

P.S. der Wodka wurde übrigens NICHT getrunken sondern zum Reinigen als Spiritusersatz genutzt aber auch da konnte er nicht allzu sehr punkten. Die zweite Ration kommt in die Scheibenwaschanlage des Autos. Mal sehen wie er sich da macht und ob das Plasik überlebt.

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Montag, 2. April 2007
Tot ... mausetot ...
Liebe Hinterbliebene,

ich habe Euch die traurige Mitteilung zu machen, daß mein überalles geliebter iPod gestern in der Nacht friedlich entschlafen ist. Nur ein kurzes "Batterie leer, bitte aufladen ... ". das war es. Und nun will er sich nicht mehr laden lassen.

Mein treuer Begleiter

Wahrscheinlich ist ihm Rußland, insbesondere der Winter, weniger bekommen als ich dachte. Im nächsten Winter nur mit iPod-Wärmer oder gleich im Mantel lassen.

Es war etwas kaelter im letzten Winter, der naechste iPod bekommt einen Fellmantel

Friede seiner Asche? Keinesfalls, erst wird die Akku-Transplantation probiert.

In stiller Trauer

Werner

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Veliki Post ... eine Hochzeit ...Rußland erhält Anschluß an WEB 2.0 ... jedenfalls in Moskau ... abschließend Kätzchensonntag
Veliki Post

„Veliki Post“ hat nichts mit der Post zutun, oder jedenfalls nur bedingt, wenn es nämlich um Osterpostkarten geht. Aber die schreibt man ja kaum noch, weder in Deutschland noch hier in Rußland, ein Griff zum Telefonhörer ist einfacher oder man nutzt Email - oder Internetpost, wie ich es neulich einmal gehört habe.
„Veliki Post“ ist die russische Bezeichnung für „das große Fasten“ dem sich die Nation 40 Tage vor den Osterfeiertagen hingibt, oder auch nicht.
In diesen 40 Tagen des orthodoxen Kirchenkalenders soll der Rechtgläubige fasten. Das heißt, kein Fleisch, keine Milchprodukte, kein Fisch, keine Eier - dazu kommen wir gleich - und natürlich, und das ist am schmerzlichsten, kein Alkohol. Die Gläubigen sollen sich so auf die eigentliche Karwoche vorbereiten. Das große Fasten hat an Ostern, dem eigentlich wesentlichen orthodoxen Kirchenfest - also nicht Weihnachten wie bei uns - ein Ende. Und dann darf es wieder in die Vollen gehen.
Aber nun zum Fasten. Ich kenne kaum jemanden der sich streng an die kirchlichen Regeln hält, hier ein Schlückchen und Pelmeni - die russische Variante der Ravioli - ist eigentlich auch schwer vorstellbar ohne all das was man in der Fastenzeit nicht essen soll. Nur die Witze über die Armeeverpflegung passen zur Fastenzeit, zwei Menüs gibt es auf der Speisekarte der russischen Armee, Wasser mit Kohl und ... Kohl mit Wasser. Ob das heute allerdings auch noch so ist, keine Ahnung.
Ganz findige Marketingstrategen haben jetzt „fastenfreundliche“ Mayonnaise entdeckt und preisen dieses neueste Produkt an. Fastenfreundliche Mayonnaise? Genau, die ohne tierische Fette eben. Also bei aller Freundschaft, aber Mayonnaise ohne Ei kenne ich kaum. Auch wenn im Massenprodukt wohl eher nur Eipulver stecken dürfte, aber Ei ist Ei, flüssig oder getrocknet, vollkommen Wurscht - und auch die dürfen wir in der Fastenzeit ja nicht essen. Und welche tierischen Fette ich wohl sonst der in Rußland allgegenwärtigen Mayonnaise zusetzen soll - Rindertalg vielleicht?? - bleibt mir auch schleierhaft. Also fastenfreundliche Mayonnaise? War wohl nichts. Egal, der Kunde kauft‘s und das ist das Wesentliche und an Ostern ist sowieso alles egal, mit Ei, trocken, flüssig, sonstige Flüssigkeiten, nächsten Sonntag ist alles überstanden.

Die „kleine Hochzeit“ im Hof

Wer es noch nicht weiß, Rußland ist ein Multi-Kulti-Staat. Mehr als einhundert verschiedene ethnische Gruppierungen, von denen die Russen die größte Gruppe stellen, leben auf dem Staatsgebiet der Russischen Föderation. Hinzukommen noch größere Gruppen ausländischer Staatsangehöriger aus den ehemaligen Republiken der UdSSR die sich auf dem Territorium aufhalten. Kasachen, Usbeken, Georgier, Armenier und Azerbaijaner bilden einen Teil der russischen Wirklichkeit und des russischen Wirtschaftslebens.
Unsere azerbaijanischen Nachbarn hatten gestern eine „kleinere“ Hochzeit. Um die 30 Pkws verstopften den Hof bis die Braut und der Bräutigam unter den wachsamen Augen der Nachbarn in einem VW Touareg verschwanden und die ganze Hochzeitsgesellschaft unter Hupkonzert den Hof räumte. Gefeiert wurde wohl in einem der Restaurants von Tver.

Zaungaeste

Zaungäste

Internetnutzung in Rußland

Doch bevor wir uns dem eigentlichen Thema zuwenden zunächst einige Daten zum Thema Telekommunikation und Internetnutzung in Rußland allgemein. Nach einem Regierungsprogramm sollen bis zum Jahre 2008 auch die letzten menschlichen Siedlungen in Rußland an das Telefonnetz angeschlossen werden, http://www.minsvyaz.ru/ministry/1981/1993/1997/. Auch die Schulen sollen alle einen Zugang zum Internet erhalten. Die Nutzung von Mobiltelefonen ist in Rußland, dessen Territorium von drei Mobilfunkbetreibern in großen Teilen abgedeckt wird, sehr verbreitet. Die Konkurrenz zwischen den Mobilfunkbetreibern einerseits und die fallenden Preise für Endgeräte andererseits haben Mobilfunk für weite Teile der Bevölkerung erschwinglich gemacht und das „Handy“ klingelt heute in der entferntesten Tundra, vornehmlich bei Jüngeren, die auch von weiteren Segnungen der Zivilisation wie Klingelton-Abos nicht verschont werden.

Per 5. März 2007 sollen in Rußland 22.300.000 Internetnutzer vorhanden sein, das wären 15,5 % der Bevölkerung, http://www.internetworldstats.com/euro/ru.htm. Damit ist weder etwas über die Zusammensetzung der Gruppe der russischen Internetnutzer gesagt, auch die Art und Weise mittels derer das Internet hier genutzt wird, oder mit welcher Häufigkeit die User auf das Internet zugreifen, bleibt offen.

Daher hier einige Anmerkungen. Abgesehen von den großen urbanen Zentren Moskau und St. Petersburg und noch 3 bis 4 anderen Städten ist das Land nämlich trotz anders lautender offizieller Bekundungen, die wohl eher wunschhaftem Denken entspringen, noch digitales Brachland. Das heißt der Internetzugriff erfolgt meistens entweder vom Arbeitsplatz aus oder bei Studenten von der Universität aus. Häusliche Breitbandanschlüsse mit Flatrate gehören in den meisten Fällen außerhalb Moskau und St. Petersburg noch zu den Träumen russischer Internetuser oder sind gemessen am Einkommensniveau zu teuer um sich flächendeckend durchzusetzen. Wenn und soweit heute häusliche Internetanschlüsse genutzt werden so handelt es sich dabei in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle um Zugriff mittels dial-up-Verfahren und Telefonmodem. Dadurch und durch die schwankende Übertragungsqualität der Telefonleitungen ist die Bandbreite für Internetanwendungen die eine hohe Bandbreite voraussetzen natürlich begrenzt und Anwendungen wie Internettelefonie (VoIP) oder Video- oder Audiostreaming als auch Podcasting mit RSS Feed sind in russischen Provinzstädten zur Zeit nur sehr begrenzt nutzbar.

Rußland erhält Anschluß an WEB 2.0

So nun zum „WEB 2.0“ unter besonderer Berücksichtigung der russischen Internetwirklichkeit. Was ist eigentlich WEB 2.0? Dazu habe ich mal eine kurze und m.E. recht gute Definition in einem marketingorientierten Podcast gehört. Dort hieß es sinngemäß „WEB 2.0 ist wenn sich jeder Depp im Internet wichtig machen kann.“ Das trifft ja auch auf mich zu, also ich bin ein Teil von WEB 2.0, wie schön. Also was ist WEB 2.0 nun wirklich ? Wer es genauer wissen will, der sei auf das Internetnachschlagewerk „Wikipepedia“ verwiesen.

Dort heißt es u.a. „Der Begriff Web 2.0 beschreibt eher vage eine veränderte Wahrnehmung und Benutzung des WWW. Hauptaspekt aus organisatorischer Sicht: Benutzer erstellen und/oder bearbeiten im Internet bereitgestellte Inhalte in zunehmendem Maße selbst. Typische Beispiele hierfür sind Wikis, Weblogs sowie Bild- und Video-Sharing-Portale.
Der als Marketing-Schlagwort eingeführte Begriff hatte relativ großen Widerhall in den Medien. Web 2.0 existiert nicht wirklich (anders als z. B. eine bestimmte Software-Version), sondern bezeichnet am ehesten das Zusammenwirken verschiedener Technologien und eine vermutete bzw. kommerziell/werblich gewollte Entwicklungsrichtung. Die beteiligten technischen Mittel können im Einzelnen unbedeutend erscheinen. Daher wird auch kritisiert, der Begriff sei unscharf und nahezu beliebig verwendet („Schlagwort“), um die Popularität von Angeboten oder Techniken zu fördern oder Trends wichtig oder gar revolutionär erscheinen zu lassen.
Aus technischer Sicht bezeichnet Web 2.0 oft eine Kombination bereits Ende der 1990er Jahre entwickelter Techniken, die durch die große Zahl breitbandiger Internetzugänge erst jetzt großflächig verfügbar sind.„ Näheres findet Ihr unter http://de.wikipedia.org/wiki/Web_2.0.

Russian Podcasting

Podcasting auf dem APPLE Event in Moskau

Am 22. März führte die Computerfirma APPLE im Moskauer Zentrum für Außenhandel eine Veranstaltung zu ihren Produkten durch. Ungefähr 250 bis 300 Teilnehmer trafen sich zu dem Event. Vorgestellt wurden Programme zur Bearbeitung von Fotos, zu digitaler Videobearbeitung und ... zum Podcasting. Gezeigt wurden mehrere Programme, u.a. Garageband, Version 3, bei dem eine Funktion zum erstellen von Podcasts schon eingebaut ist. Man darf gespannt sein.
Natürlich habe ich die Gelegenheit genutzt mich über das Thema “Podcasting in Rußland„ sachschlau zu machen. Unter der Bezeichnung “Russian Podcasting„ findet man einiges zum Thema Podcasts aus Rußland. Bei einem Gespräch mit einem der anwesenden Podcaster kamen folgende Themen zur Sprache:

1. Anzahl “ernst zu nehmender„ Podcasts
Trotz eines derzeitigen Angebots von über zweihundert Podcasts auf diversen russischen Sites, kann die Mehrzahl der russischen Podcasts zur Zeit leider noch kaum als “erwachsen„ bezeichnet werden. Vielfach handelt es sich um Podcasts die Anekdoten verbreiten oder sich auf höchst fragwürdigem Niveau bewegen. Darüber hinaus sind viele Podcasts auch nicht via RSS-Feed abonnierbar sondern werden entweder als Download angeboten oder als höchst stotternder Stream mit geringen Transferraten verbreitet. Nach Ansicht meines Gesprächspartners sind zur Zeit ca. 10 russische Podcasts online die thematisch so orientiert sind, daß man sie als ernsthafter bezeichnen könnte. Rußland steht im Podcasting leider noch in den allerersten Windeln.

2. Podcasting als “Wissensvermittlung„
Auch in der EU steht Podcasting als Wissensvermittlung erst in den Anfängen. Die Financialtimes Deutschland hat z. B. einen Business-Englisch Podcast und Medienriesen wie die BBC nutzen ihren Content weiter und verbreiten ihn auch als Podcast ebenso wie die Tagesschau. Erste Ansätze Podcasts auch im universitären Lehrbetrieb zu nutzen stecken in der EU noch in den Kinderschuhen und Rußland ist davon noch um Lichtjahre entfernt obwohl das Angebot von Fernstudienlehrgängen an hiesigen Universitäten um ein Vielfaches größer ist als an deutschen Universitäten. Die Vermittlung von Lehrinhalten mittels Podcasting würde sich daher umso mehr anbieten. Aber die technischen Gegebenheiten setzen diesem Ansatz zur Zeit seine Grenzen.

Russian podcast in action

3. Business Podcasting
Auf Grund der geschilderten technischen Rahmenbedingungen hat Podcasting seinen Weg von den urbanen Zentren meist noch nicht in die Provinz gefunden. Podcasting als Teil der Unternehmenskommunikation existiert in Rußland zur Zeit ebenfalls faktisch nicht, also reichlich Betätigungsfelder für die Zukunft. Auch das Thema “Podcasts in Marketing und Businesskommunikation„ das im Westen langsam aufkeimt, z.B. auf einer meiner Lieblingspodcasts unter http://www.pimpmybrain.de von Alex Wunschel in München, ist in Rußland noch kein Thema. Darüber hinaus öffnet sich leider der “Digital Divide„ zwischen Moskau und St. Petersburg einerseits und den regionalen Zentren in der Provinz andererseits immer weiter wenn und soweit die lokalen Gouverneure in Kooperation mit der Föderation nicht nur entsprechende Entwicklungsprogramme aufsetzen sondern diese auch gegen den Widerstand lokaler gut verdienender Telefonnetzbetreiber durchsetzen.

4. Podcasting als Alternative zu den sonstigen Massenmedien
Obwohl aus einer oberflächlichen westlichen Sichtweise die Massenmedien Rußlands als ziemlich “eingeebnet„ erscheinen mögen, und die “Schere im eigenen Kopf„ so manches Journalisten dafür sorgt daß diese Einheitlichkeit erhalten bleibt, gibt es in Rußland, dem Land der “gelenkten Demokratie„ auch abweichende Meinungen in den Massenmedien.
Podcasting hingegen böte die Möglichkeit konträre Meinungen zu Gehör zu bringen. Dem stehen aber neben den begrenzten technischen Möglichkeiten auch das Fehlen einer Oppositionskultur einer “bürgerlichen Gesellschaft„ entgegen. Wenn und soweit Podcasting zur Zeit als eine Art Alternativmedium genutzt wird, so werden solche Podcasts von im Ausland aufhältlichen russischen Staatsbürgern mit hohem inhaltlichen und technischen Niveau gemacht.

5. Der Bundeskanzlerinnen-Podcast
Wer es noch nicht weiß, unsere Bundeskanzlerin, Angy, hat einen eigenen Podcast in dem sie die Nation auf dem laufenden hält. Man mag davon halten was man will. Technisch gesehen ist Frau Kanzler aber auf der Höhe der Zeit - auch wenn der Start etwas holperte. Einen Putin-Podcast aus dem Kreml wird man zur Zeit vergebens suchen. Dafür hält der Präsident jährlich eine “erweiterte Sprechstunde„ für alle Bürger. Fragen können per Telefon, per SMS und auch auf einer eigens eingerichteten WEB Site hinterlassen werden. Bei der letzten “Bügersprechstunde„ im Juni 2006 wurden mehr als 162.000 Fragen übermittelt. Die Fragestunde ist sehr populär aber nicht allzu beliebt bei Bürokraten, denn es besteht die Gefahr daß das Handeln des einen oder anderen zur Debatte steht. Darüber hinaus hat der Präsident, http://www.kremlin.ru/eng, eine nicht zu verachtende WEB Site für Kinder - auf Russisch versteht sich, in dem er über den föderalen Aufbau Rußlands und die Geschichte Rußlands ebenso informiert wie über die Frage “Wer ist wichtiger für Dich, der Präsident oder Deine Mama?„. Die richtige Antwort auf diese Frage ist übrigens nicht wie manche vermuten mögen “der Präsident„, sondern “Deine Mama„. Ach ja, und die WEB Site setzt, leider, auch einen schnelleren Internetzugang voraus wenn sie richtig Spaß machen soll, leider. Hier der Link http://www.uznai-prezidenta.ru/index.php, wer des Russischen nicht mächtig ist und eine schnelle Internetverbindung hat klicke bitte auf den linken Button, viel Spaß.

Putins KinderWEBsite

6. Zusammenfassung
Ist WEB 2.0 in Rußland angekommen? Jedenfalls auf der Titelseite der aktuellen “Computer-Bild„, richtig gelesen, “Computer-Bild„. Dieses Erzeugnis aus dem Hause Axel Springer ist in Rußland angekommen, wenn das Axel wüßte. Wie dem auch sei, WEB 2.0 als Inbegriff verschiedener WEB-Technologien “ist in Rußland angekommen„. Mit der Umsetzung hapert es aber aber. Einerseits fehlt die flächendeckende Versorgung mit kostengünstigen Breitbanddiensten und auf der anderen Seite fehlt die “bürgerliche Gesellschaft„ die WEB 2.0 als Kommunikationschance und -kultur begreift und dementsprechend umsetzt.Aber, ein Anfang ist gemacht.

Computerbild in Rußland

Endlich auch in Rußland - Computerbild

Kätzchen-Sonntag
Na ja, und zum Abschluß sei es noch verkündet, heute ist “Kätzchen-Sonntag„. Das hat nichts mit Katzen zutun sondern damit daß die orthodox Gläubigen heute mit Weidenkätzchen in die Kirche gehen um des Einzugs Jesu in Jerusalem zu gedenken. Diese Kätzchen stehen dann später in einer Vase hinter der Hausikone und gelten als wundertätig, so sollen sie z.B. alles Übel im Hause vertreiben. Ok, wenn‘s hilft, warum nicht.
Nächsten Sonntag ist dann endlich Ostern DAS orthodoxe Kirchenfest, doch dazu mehr in der nächsten Ausgabe, bis dahin Euch allen schon einmal ein Frohes Osterfest, oder wie man hier sagt “Christos vozkhresje„.

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