Samstag, 17. März 2007
Werbung muß sein ...
Irgendwo habe ich mal gelesen daß 50 % der Ausgaben für Werbung verlorenes Geld seien, nur wisse eben keiner ob es die ersten 50% sind oder die restlichen 50 %. Wie dem auch sei, ohne Werbung kann keiner Leben, auch dieser Blog muß irgendwo beworben werden, und so habe ich mich entschlossen ihn heute in DEM Blog-Verzeichnis schlechthin zu veröffentlichen. Da könnt Ihr mich in Zukunft also auch finden. Das Ganze ist - wie schön - auch noch kostenlos, also, auf geht's.

Schönes Wochenende Euch allen

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Mittwoch, 14. März 2007
"Habn wa nich " ... Haben wir nicht (mehr)
Draußen Sauwetter, es taut und man hat die Wahl zwischen „leicht dreckigen“ und „ganz dreckigen“ Schuhen. Schuhe putzen - fast eine Zeitverschwendung. Die elektronische Post bietet auch nur eine Auswahl von Uhrimitationen, Verlängerungen für was auch immer und „Werden Sie gestern reich“.

Heute nur Müll in der Post

Also eine gute Zeit sich um den WEB-Blog zu kümmern.

Einkaufen in Rußland war früher so „spannend“ wie Einkaufen in der DDR, „Habn wa nich ...“, verbunden mit einem sauren Gesichtsausdruck war an der Tagesordnung. Milchprodukte z.B. gab es in zwei Varianten, der von gestern und der noch älteren. Viel hat sich seitdem geändert.

Zwar findet man auch heute noch kleine, vornehmlich in ländlichen Gebieten, Läden, in denen der Abakus an Stelle eines Taschenrechners steht und in denen das Warenangebot nicht allzu umwerfend ist, aber in der Regel kann man heute so ziemlich alles bekommen ... vorausgesetzt man hat das nötige Kleingeld.

So sieht ein russischer Kassenzettel aus ... wer hätte es gedacht

Und wie sind die Preise? Nun, ich kann hier keine generelle Aussage treffen, nachfolgend die Preise während eines Einkaufs hier vor Ort:

Quark mit Früchten (2 Pckg.) = 33,40 Rubel

Jogurt mit Früchten (4-er Packung) = 26,00 Rubel

Bier (2 Dosen) = 40,40 Rubel

Milch im Tetrapack(1 l) = 19,70 Rubel

Nescafé (1 Dose) =109,20 Rubel

Cola ( 1 Flasche / 1 l) = 33,40 Rubel

Kartoffelchips = 42,40 Rubel

Mineralwasser = 10,80 Rubel

Kartoffelchips = 43,40 Rubel

Zeitung = 10,40 Rubel

Wodka (1 Flasche 0,5 l) = 126,60 Rubel

Summa summarum = 495,50 Rubel

Das sind bei einem Eurokurs von 34,45 Rubel / Euro

14,38 Euro.

Klingt nicht viel aber bei einer Entlohnung von 5.000,00 Rubel = rund 145 Euro ist das schon eine ganze Menge. Also ist die Suche nach dem billigsten Angebot Teil des Lebens eines Großteils der Bevölkerung. Man deckt seinen Bedarf auf dem Markt ein, der vielen vermeintlich billiger erscheint, in Wahrheit aber oft die gleichen, wenn nicht oft gar höhere Preise hat als das Geschäft.

Der „Markt“ - nicht der für die Dinge des täglichen Lebens, hatte heute seine besonderen Tücken. Infolge des Tauwetters das seit gestern herrscht, tauten wohl in der letzten Woche auch die Börsenwerte für Fonds. An der Moskauer Börse, wie auch an den westlichen Börsen fielen die Werte für diese Anlageformen und die Nachrichten waren voll von Meldungen über den Verlust. Aber auch hier galt, wie in so manchem anderen Fall der gute alte Satz „Ihr Geld ist nicht weg - es ist nur woanders“. Da ich aber beim Börsenmonopoly nicht mitmische konnte mich dieser Sachverhalt nicht sonderlich erschüttern. Grund für den Kursrutsch war die chinesische Börse. Rußland ist also schon gut in die Weltwirtschaft integriert wie man sieht.

Aber auch auf dem „richtigen“ Markt hat es seine Tücken. Infolge des Tauwetters wären auf dem Markt Gummistiefel der Renner, leider bot sie aber keiner an. Um sich irgendwie bewegen zu können hat man ausgediente Europaletten in die übergroße Pfützen gelegt. Also hangelten sich die Marktbesucher von Palette zu Palette, ein wenig kommt beim Einkauf auf dem Markt ein „Venedig“-Gefühl auf.



Der „richtige“ Markt steht seit längerer Zeit unter der besonderen Aufmerksamkeit der Regierung. Der nach hiesiger Ansicht hohe Anteil ausländischer Verkäufer, vornehmlich aus den Regionen des Kaukasus und angrenzender ehemaliger Sowjetrepubliken, soll schleunigst geändert werden. Die Ausländerbehörde (Migrationaya Sluzhba) macht daher Razzien auf den Märkten um illegale Arbeitskräfte aufzuspüren. Diese Razzien sind - für deutsche Verhältnisse - unerklärlich schwierig. Die Marktbetreiber haben nämlich eigene Sicherheitsdienste und eben diese Sicherheitsdienste, die sich sehr fürsorglich um die „Sicherheit“ der Einkünfte ihrer Herren kümmern, verwehren der Ausländerbehörde den Zutritt auf die Märkte, teilweise unter Anwendung von Gewalt. Selbst gegen die zum Teil eingreifende Militsia gehen die "Sicherheitskräfte" vor, wie man es neulich selbst im Fernsehen miterleben durfte. Auf diese Weise will man den Illegalen, die zu Hungerlöhnen auf den Märkten arbeiten, die Möglichkeit bieten schnell noch zu verschwinden und ganz nebenbei schützt man auch noch die "Marktmafia" die auch an den Illegalen verdient.

Was gab es sonst noch? Richtig, es war „Frauentag“, der in Rußland am 8. März gefeiert wird. Das ist die russische Form des „Muttertages“ aber im Gegensatz zum Muttertag, der eben eine „Mutter“ voraussetzt, werden am 8. März alle Frauen gefeiert, ungeachtet der Frage ob sie Mutter sind oder nicht. Schon am 7. März feiert man am späten Nachmittag in den Betrieben. Und am 8. März ist ein freier Tag. Die Männer beschenken ihre Liebsten und ein Blumenstrauß gehört obligat dazu. Das hat zur Folge, daß die Blumenpreise an den Tagen vor diesem Tag unerklärlich schnell in die Höhe treiben. Der 8. März könnte daher auch „Tag des Blumenhandels“ heißen. Eigentlich scheint der Tag aber schon seit längerem seinen Sinn verloren zu haben, fast so ähnlich wie Weihnachten bei uns. Ähnlich wie der Weihnachtskaufrausch im Westen, oder der Neujahrskaufrausch in Rußland, hat der 8. März seinen Kaufrausch entwickelt. Preisnachlässe werden verkündet. Ob sie tatsächlich existieren weiß meist nur der Unternehmer der diese Nachlässe verkündet. Wahrscheinlich gehören sie aber ebenso in den Bereich der Fabel wie die auch sonst überall verkündeten Preisnachlässe.

Es war mal wieder Frauentag ... Hoch leben die Frauen

Gut, auch diesen Tag haben alle überlebt, insbesondere die Frauen, die sich nun wieder „voll ins Zeug“ legen dürfen. Na dann ... legen wir uns alle wieder ins Zeug. Bis dann

Werner

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Mittwoch, 14. März 2007
Überholen ohne Einzuholen, alles hat seinen Preis und ... die zwei Probleme Rußlands
Man kann vieles in Rußland kritisieren ... wenn man denn will. Aber an manchen Stellen finde ich die Russen erheblich einfallsreicher als die Deutschen. Wenn ich nach Deutschland komme und meine Mobilfunkkarte aufladen will, dann muß ich mir eine Karte kaufen, eine Nummer freirubbeln und eine Telefonnummer wählen. Dann kommt eine „freundliche Roboterstimme“ die mich durch ein ewig langes, und zugleich nervtötendes Prozedere führt. Nachdem ich dann einige Minuten meines Lebens geopfert habe um die „gute Nachricht“ zu hören und endlich erkenne daß und was ich bisher verpaßt habe, also nach dieser Zeit, bekomme ich endlich die wirklich gute Nachricht. „Wir werden Ihrem Konto ... Euro gutschreiben.“ Nein, nicht daß ich nun endlich soundsoviel Euro auf meinem Telefonkonto habe, nein, „wir werden ... gutschreiben.“ Also etwas was in der Zukunft liegt.

Hier kann man Mobilfunk, Internet oder aber auch den Strom bezahlen

In Rußland habe ich es einfacher. Mehr und mehr finde ich automatisierte Einzahlterminals vor. Ich wähle meinen entsprechenden Telefonnetzanbieter, gebe meine Telefonnummer ein, stecke einen Geldschein in den Zahlschlitz und ... das Geld wird schnell auf meinem Konto gebucht, und das war es. Ich erspare mir den ganzen Werbetalk, der mich Zeit ... und vor allem Nerven kostet. Rußland ... Du hast es besser, jedenfalls was das Bezahlen des Mobilfunk angeht.

Am Sonntag waren Wahlen zum Parlament des Tverer Oblast, eine von 14 Wahlen zu den Regionalparlamenten. Schon vor Wochen hatte der Wahlkampf eingesetzt, die Kandidaten hatten den Wähler entdeckt, um ihn wahrscheinlich gleich nach den Wahlen wider zu vergessen, wie gleicht Ihr Euch doch, Deutschland und Rußland. Im Regionalfernsehen hatte ein Journalist schon vor Wochen darauf aufmerksam gemacht, daß es Versuche gäbe Wähler, im wahrsten Sinne des Wortes, zu kaufen. Das sei, gelinde gesagt, eine Sauerei und niemand solle sich kaufen lassen. Der Aufruf verhallte scheinbar ungehört. Denn am Sonntag in der Früh war der „Kurs für einen Wähler“ noch bei etwa 100 Rubel (rund drei Euro). Gegen Abend erreichte er schon 500 Rubel (200 vor der Stimmabgabe und 300 nach der Stimmabgabe). In Bezirken mit hohem Rentneranteil, und demzufolge geringem Einkommen, fiel dieser Vorschlag auf fruchtbaren Boden. Manch einer frönte dem „Mitnahmeeefekt“ und machte den Wahlsonntag zu einem Nebenverdiensttag, wer kann es verdenken?

Rußland hat, einem russischen Sprichwort zufolge, zwei Problem, „dorogi“ = Wege und „duraki“ = Dummköpfe. An diese Weisheit wird der schnell erinnert, der sich auf russischen Straßen bewegt. Ein großer Teil der Straßen ist in einem erbarmungswürdigen Zustand und der hohe Anteil an Allradfahrzeugen erklärt sich aus diesem Straßenzustand. Der Straßenbau ist zunehmend in den Blickwinkel der Regierung gerückt und der neue „erste Stellvertreter“ des Premierministers, der ehemalige Verteidigungsminister Ivanov, erwähnte zu Recht in den Nachrichten, daß es für viele Bürger Rußlands einfacher sei nach Spanien zu fliegen als von einem Oblast in den anderen Oblast zu gelangen. Direkte Straßenverbindungen fehlen oft oder sind nicht ganzjährig zu nutzen. Ca. 10 % der Bevölkerung Rußlands (rund 12 Millionen Menschen) lebt nach seinen Angaben in Orten, die nicht das ganze Jahr durch erreichbar seien. Die Lösung des Problems habe daher eine hohe Priorität. Lassen wir uns überraschen.

Foto von der Trasse Chita - Khabarovsk

Aber auch andere Aspekte des Straßenverkehrs rücken zunehmend in den Mittelpunkt, gemeint ist die eher als lax zu bezeichnende Verkehrsdisziplin, wenn und soweit sie nach westlichen Maßstäben überhaupt existiert. Die Strafen für Verkehrsvergehen sind nicht allzu hoch und liegen zum großen Teil um die 100 Rubel (die besagten 3 Euro). Die früher übliche Praxis bei der die Polizei den Führerschein bei Verkehrsverstößen mittels einer Lochzange lochte (bei 4 Löchern war Laufen angesagt) wird zwar diskutiert, ist bisher aber noch nicht wieder in die Tat umgesetzt. Desungeachtet will man jetzt aber die Strafen bei Verkehrsverstößen drastisch erhöhen. Fahren unter Alkohol wird demnächst ggf. 5.000 Rubel oder 15 Tage Haft kosten. In Rußland herrschen Null Komma Null Promille, leider hält sich nicht jeder daran. Vielleicht erhöhen die neuen Strafrahmen die Verkehrsmoral, wer kann das schon im Voraus wissen, einen Versuch ist es allemal wert.

Bis dann

Werner

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