Donnerstag, 5. Oktober 2006
Wahlen in Russland ... und was das mit Deutschland zutun hat (haben könnte)
Am 8. Oktober sind Wahlen in Karelien, vergleichbar etwa den Landtagswahlen in Deutschland. Zugleich wird noch der Bürgermeister gewählt und mit ihm das Stadtparlament, hohe Zeit für die Kandidaten "Bürgernähe zu zeigen". Das soll ja auch in Deutschland so sein, wenn ich mich an meinen letzten Berlinbesuch erinnere.

Überall kleben Wahlplakate und die Wahlsendungen im Regionalfernsehen stehen deutschen Wahlspots an Einfalt in nichts nach. Auf den Strassen stehen Wahlkampfstände der Parteien und der Briefkasten quillt von Wahlreklame über. "Gegen das Schlechte und für das Gute", oder "was hat mein Konkurrent falsch gemacht und was werde ich demgegenüber erheblich besser machen", das sind die gängigen Slogans die man an jeder Ecke hört.



Aber in einem unterscheidet sich die rusische Wahl, die jedenfalls auf den ersten Blick wenig mit dem "Zettel falten" der "guten alten Zeit" zutun hat, von westlichen Wahlen. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es auf den Stimmzetteln nämlich einen Kandidaten der in Deutschland nicht antritt. Dieser Kandidat heißt "Keiner von den vorgeschlagenen Kandidaten". Die Russen können, im Gegensatz zu Deutschland, wo man seinen Frust nur mittels GarnichterstHingehen kundtun kann, sich "gegen alle" entscheiden. Der Kandidat "Gegen alle" hatte bei manchen Wahlen schon soviel Stimmen daß es dem einen oder anderen Provinzgouverneur unheimlich wurde. Daher kam auch schnell der Gedanke auf den Stimmzettel zu "reformieren" und "Gegen alle" erst garnicht zuzulassen. Das wäre die einfachste Art den Unmut nicht allzu offenkundig werden zu lassen. Aber bisher konnte sich das Parlament, die Duma, noch nicht durchringen "gegen alle" nicht mehr zur Wahl zuzulassen. Na dann schauen wir doch mal wie Herr "Gegen-Alle" diesmal gewinnt.

Wahlreklame in Karelien

Schade nur daß der Kandidat "Gegen-alle" nicht in Deutschland antritt, die Gesichter der Politiker am Wahlabend wenn den "lieben Wählerinnen und Wählern" gedankt wird, ein jeder erklärt warum er gewonnen hat, auch wenn er verloren hat, und auch dem letzten Wähler klargemacht wird warum er nur das Wahlprogramm nicht verstanden hat und daher die eigentlichen Wahlergebnisse viel besser aussehen, diese Show würde ich doch allzu gern einmal sehen.

Einen schönen Abend noch

Poka

Werner

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